Betreiber von Darknet-Seite kommen vor Gericht

Weltweit zweitgrößte kriminelle Handelsplattform Wallstreet Market flog auf wegen Bitcoin-Transfers

Betreiber von Darknet-Seite kommen vor Gericht

bg Frankfurt – Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) – hat am Montag beim Landgericht Frankfurt am Main Anklage gegen drei Angeschuldigte wegen des Verdachts des “bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge” sowie gegen zwei der Angeschuldigten wegen des Verdachts der Untreue erhoben. Anonymer ZugangDie Beschuldigten hatten zwischen März 2016 und April 2019 in unterschiedlicher Beteiligung den Online-Marktplatz “Wallstreet Market” aufgebaut und betrieben. Dieser war über das einen anonymen Zugang gewährende Netzwerk “TOR” über das sogenannte Darknet erreichbar und stellte den Ermittlern zufolge die “bis dato weltweit zweitgrößte kriminelle Handelsplattform” dar, über die insbesondere Drogen, ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware vertrieben wurden. Zum VerhängnisFür die Bezahlung verwendeten die Nutzer die Kryptowährungen Bitcoin und Monero – wobei die Bitcoin-Verwendung dem Marktplatz zum Verhängnis wurde. Denn die Ermittlungsbehörden verfolgten bereits den Verlauf von Bitcoin-Transfers.Das ist möglich, weil Transaktionen auf der öffentlich zugänglichen Bitcoin-Blockchain registriert werden. Zudem war die VPN-Verschlüsselung mangelhaft, womit sich für die Ermittler punktuell ein Türchen öffnete.Im April 2019 schlugen die Behörden dann zu, als sich die Anzeichen mehrten, dass die Betreiber von Wallstreet Market Gelder – den Angaben zufolge 8,6 Mill. Euro – auf eigene Konten leiteten (“Exit Scam”) und sich mit diesen Einnahmen aus dem Staube machen wollten. Früheren Angaben zufolge kassierten die Betreiber 2 bis 6 % für Transaktionen. Es wurden Kryptowährungen im Gegenwert von seinerzeit 16 Mill. Euro beschlagnahmt. Bei Ermittlungen arbeiteten US-amerikanische und niederländische Strafverfolgungsbehörden sowie die europäische Polizeibehörde Europol zusammen.Auf Wallstreet Market sollen zuletzt über 63 000 Verkaufsangebote eingestellt sowie über 1 150 000 Kundenkonten und über 6 200 Verkäufer angemeldet gewesen sein. Während der gesamten Betriebsdauer sollen auf Wallstreet Market insgesamt u. a. 75 kg Kokain, 11 kg Heroin, über 2,4 Tonnen Cannabisprodukte (Marihuana, Haschisch) verkauft worden sein. Termine stehen ausBei den Beschuldigten handelt es sich um einen 23-Jährigen aus Kleve, einen 30-Jährigen aus dem Landkreis Esslingen und einen 33-Jährigen aus Bad Vilbel. Termine zur Hauptverhandlung wurden vom Landgericht Frankfurt am Main noch nicht bestimmt.