Corporate Finance Award

Bilderbuchstart für Schott Pharma

Schott Pharma feierte im vergangenen Jahr ein erfolgreiches Börsendebüt, deshalb geht der Corporate Finance Award der Börsen-Zeitung in der Kategorie IPO an die Mainzer.

Bilderbuchstart für Schott Pharma

Corporate Finance Award: Die Preisträger (4)

Bilderbuchstart für Schott Pharma

Der Corporate Finance Award in der Kategorie IPO geht nach Mainz – Ankerinvestor aus Katar spielt „sehr wichtige Rolle“

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Im Jahr 2023 sind in Deutschland mit Ionos, Thyssenkrupp Nucera und Schott Pharma nur drei Unternehmen im Prime Standard an die Börse gegangen. Das waren zwar zwei mehr als im Vorjahr mit dem Porsche-IPO als Einzeltäter, aber deutlich weniger als der langjährige Durchschnitt seit 2010 von sieben Börsengängen. Nur dem Ableger des Stiftungsunternehmens Schott bescheinigten Börsenexperten anschließend einen „Bilderbuchstart“ – der Erstkurs lag am 28.September 2023 bei 30 Euro bei einem Ausgabepreis von 27 Euro. Dafür geht der diesjährige Corporate Finance Award in der Kategorie IPO an die Mainzer.

Ein Grund, warum Schott Pharma in Sachen Kursentwicklung die Nase vorn hat, könnte nach Meinung von Experten neben einer überzeugenden Equity Story der Ankerinvestor aus Katar sein. Die Qatar Investment Authority, der Staatsfonds von Qatar, der auch an Deutscher Bank, VW und Siemens beteiligt ist, hatte sich bereit erklärt, Aktien im Wert von bis zu 200 Mill. Euro zum IPO-Preis zu kaufen, und hält seitdem eine Beteiligung von 4,9%. Auch laut Frank Heinricht, dem CEO der Schott AG, spielt das Engagement aus Katar eine „sehr wichtige Rolle“, zumal es auch Investoren gegeben habe, bei denen man auf einen Einstieg gehofft hatte, der dann aber doch nicht zustande kam.

„Bestes Pferd im Stall“

Angeboten worden waren ausschließlich bestehende Aktien aus dem Besitz der vorherigen Alleineigentümerin Schott AG. Das Stiftungsunternehmen, das zu 100% der Carl Zeiss Stiftung gehört, hatte die Tochter, die Produkte zum Aufbewahren und Verabreichen von Medikamenten herstellt, zuvor immer wieder als „bestes Pferd im Stall“ bezeichnet, deren Geschäft vor allem während der Corona-Pandemie florierte. Mit seinen „High-Value-Lösungen“ profitiere Schott Pharma als Innovationsführer von langfristigen Trends in der Pharmaindustrie – beispielsweise Medikamente auf mRNA-Basis, wie sie der Mainzer Nachbar Biontech im Portfolio hat, oder zur Behandlung von Diabetes und Adipositas. Letzterer Trend beflügelt gerade die Wachstumsfantasien für die Pharmabranche.

Der Markt für injizierbare Medikamente, auf die Schott Pharma den Fokus legt, kommt Unternehmensangaben zufolge auf ein prognostiziertes Wachstum von durchschnittlich über 8% pro Jahr und wächst damit 1,4-mal schneller als der gesamte Pharmamarkt, und zwar auf geschätzte 579 Mrd. Euro bis 2026. Im vergangenen Geschäftsjahr – zum 1. Oktober – hat Schott Pharma Umsatz und Ebitda um jeweils 9% gesteigert und eine Ebitda-Marge von 26,6% erzielt. Trotz Rekordinvestitionen wurde ein freier Cashflow von 10 Mill. Euro erwirtschaftet.

Abgeschreckt hat die Investoren angesichts der überzeugender Kennzahlen und Wachstumsaussichten auch nicht, dass das Unternehmen mit der KGaA für sich eine eher investorenunfreundliche Rechtsform gewählt hat. Die KGaA – eine Kommanditgesellschaft auf Aktien – ist zwar keine Ausnahme mehr in der Landschaft börsennotierter Unternehmen. Zeitweise waren mit Fresenius, Fresenius Medical Care, Merck und Henkel vier Unternehmen dieser Rechtsform im Dax. Mit der KGaA werden die Rechte außenstehender Aktionäre aber deutlich beschränkt, um zugleich dem bisherigen Alleineigentümer weiter maßgeblichen Einfluss einzuräumen. Die Investoren haben bei den Papieren von Schott Pharma trotzdem zugegriffen.

Grüne Transformation kostet

Der Ausgabepreis für den Börsengang war am 27. September 2023 auf 27 Euro festgelegt worden – bei einer zuvor ausgegebenen Spanne von 24,50 bis 28,50 Euro. Insgesamt wurden 34.641.362 auf den Inhaber lautende Stammaktien ohne Nennbetrag aus dem Bestand der Schott Glaswerke Beteiligungs- und Export GmbH (eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Schott AG) bei Investoren platziert, einschließlich 4.518.438 Aktien zur Deckung von Mehrzuteilungen. Dies entsprach einem Platzierungsvolumen von 935 Mill. Euro und einem Streubesitz von 18,1%. Altaktionärin Schott hält seit dem Börsengang noch 77% des Aktienkapitals und will langfristig Mehrheitseigentümerin bleiben. Derzeit notiert die im SDax beheimatete Aktie von Schott Pharma bei knapp 40 Euro.

Als Joint Global Coordinators agierten beim Börsengang im vergangenen Herbst BNP Paribas, BofA Securities und Deutsche Bank. Als Joint Bookrunners waren Citigroup und Jefferies mandatiert sowie Commerzbank und LBBW als Co-Lead Manager.

Der Schott-Konzern will mit den Erlösen aus dem IPO die Umsetzung seiner Wachstums- und Nachhaltigkeitsstrategie weiter beschleunigen und dabei unter anderem auch das „weitere Wachstum des Pharmageschäfts fördern“, wie Schott-CEO Heinricht im Podcast „Nachgefragt“ mit den Preisträgern betont. Zudem werden Finanzmittel für die grüne Transformation benötigt. Die Glasindustrie gilt wegen des hohen Energieverbrauchs als einer der größten CO2-Emittenten in der Wirtschaft und muss besondere Anstrengungen unternehmen, um klimaneutral zu werden. Dafür sind Milliardeninvestitionen nötig. Gleichzeitig erhalte die Tochter Schott Pharma aber durch den Börsengang mehr strategische Flexibilität und Zugang zu den Kapitalmärkten.

2023 gab es in Deutschland nur einige wenige Börsengänge. Alleine Schott Pharma attestierten Experten dabei einen „Bilderbuchstart“. Diesem Urteil schloss sich nun die Jury des Corporate Finance Award an, die Auszeichnung in der Kategorie IPO geht deshalb an die Mainzer.

Zuletzt erschienen: Transformation der Deutschen Börse (3.4.)

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