MOBILFUNKMASTEN

Investoren angefunkt

Homeoffice, E-Schooling und die allgemeine Digitalisierung mit immer mehr mobilen Geräten treiben den Bedarf an drahtloser Datenübertragung rasant nach oben. Trotzdem haben Telekommunikationskonzerne rund um die Welt in den vergangenen Jahren ein...

Investoren angefunkt

Homeoffice, E-Schooling und die allgemeine Digitalisierung mit immer mehr mobilen Geräten treiben den Bedarf an drahtloser Datenübertragung rasant nach oben. Trotzdem haben Telekommunikationskonzerne rund um die Welt in den vergangenen Jahren ein Viertel ihrer Mobilfunkmasten ausgegliedert und für hohe Milliardenbeträge verkauft oder an die Börse gebracht. Der Abverkauf beschleunigt sich sogar. Die Konzerne brauchen die Erlöse dringend, um ihre Schuldenberge abzutragen und in Technik zu investieren. Gleichzeitig ermöglicht die Bündelung der Funktürme bei separaten Betreibern, dass sich mehrere Mobilfunkanbieter dieselbe Infrastruktur teilen und so die Kosten senken.Der Kapitalmarkt mischt bei dieser Entwicklung immer wieder kräftig mit. Investoren lieben Mobilfunkmasten, weil sich die Erträge aus der Vermietung der Antennenanlagen, die sich auf den Hausdächern in den Städten rasant verbreiten, gut im Voraus berechnen lassen – ein unschätzbarer Vorteil in konjunkturell unsicheren Zeiten mit Nullzinsen aus anderen vergleichbar sicheren Anlagen.Gerade erst hat sich Europas größter Mobilfunkmastenbetreiber Cellnex aus Spanien ohne Probleme 4 Mrd. Euro frisches Kapital für weitere Zukäufe an der Börse besorgt. Auch die Deutsche Telekom hat ihre Masten in die Tochter Deutsche Funkturm ausgegliedert und kann nun bei Bedarf einzelne Landesgesellschaften versilbern. Italiens Inwit ist bereits notiert.Jetzt geht auch noch Afrikas größter Mobilfunkmastenbetreiber IHS Holding aus Nigeria an die Börse in New York. Auch das dürfte der Startschuss für Deals sein. Der spanische Telekomkonzern Telefónica, der schon in der Finanzkrise 2009 stark unter Druck geraten war, Schulden abzubauen, hat seine Funktürme schon länger in die Tochter Telxius ausgegliedert und 40 % der Anteile an KKR verkauft. Auch Vodafone will Werte heben. 2021 soll ein Viertel der Anteile an der Tochter Vantage Tower an die Börse kommen.Mit der Entflechtung der Mobilfunkmasten von den Telekom-Konzernen folgt die Branche in gewisser Weise dem Beispiel vieler Energiekonzerne, die jedoch ihre kompletten Stromnetze – teils staatlich verordnet, teils freiwillig – abgetrennt und verkauft haben. Dabei hat sich in der Energiebranche zuletzt gezeigt, dass integrierte Stromkonzerne wie Enel aus Italien mit Erzeugung und Verteilung aus einer Hand erfolgreicher waren als etwa Eon mit den Netzen oder RWE als reiner Erzeuger. Dies zeigt, dass Werte auch mit Bedacht gehoben werden sollten.