China hat Appetit auf M&A in Europa

Jedes zweite chinesische Unternehmen will nach Corona das bestehende Engagement in Europa ausweiten

China hat Appetit auf M&A in Europa

Chinesische Unternehmen haben laut einer Umfrage weiter Appetit auf Investitionen in Europa. Deutschland steht besonders hoch im Kurs. Dabei ist das politische Umfeld für Investoren aus China merklich schwieriger geworden ist, wie der gestoppte Verkauf eines Radarspezialisten aus Nordrhein-Westfalen zeigt.sp Berlin – Der Appetit von chinesischen Unternehmen auf Übernahmen in Europa ist trotz Corona und trotz eines zunehmend schwierigen politischen Umfelds für Investoren aus China ungebrochen. Das legt eine Befragung der Beratungsgesellschaft EY unter 66 Investoren aus China nahe, die sich in den vergangenen Jahren bereits auf dem Alten Kontinent engagiert haben oder die strategische Absicht haben, demnächst in Europa zu investieren. Demnach plant mehr als jeder zweite von ihnen, innerhalb der nächsten fünf Jahre weitere Investitionen zu tätigen, wobei Mergers & Acquisitions (M&A) unter den Investitionstypen und Westeuropa inklusive Deutschland unter den Regionen bei den chinesischen Investoren jeweils an erster Stelle stehen.In der Vergangenheit war Deutschland ein besonders begehrtes Ziel. Drei Viertel der Befragten haben in den zurückliegenden zehn Jahren hier investiert, während es in Großbritannien (36 %) und Frankreich (23 %) deutlich weniger waren. Im laufenden Jahr wird die Zahl der Transaktionen nach Einschätzung von EY aber auch hierzulande einbrechen. “Trotz des hohen Interesses vonseiten chinesischer Investoren werden wir in diesem Jahr schätzungsweise nicht mal die Hälfte der chinesischen Transaktionen in Europa beziehungsweise in Deutschland im Vergleich zu 2019 sehen”, erklärt EY-Partnerin Yi Sun. Im vergangenen Jahr hatte die Beratungsgesellschaft in Deutschland noch 39 Übernahmen mit einem Erwerber aus China gezählt. Das waren vier mehr als 2018, wobei das Transaktionsvolumen merklich rückläufig war.Der Absturz in diesem Jahr liege unter anderem daran, dass viele Verkaufsprozesse in Europa aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurden, sagt Sun. “Zusätzlich kommt noch die Konkurrenz der Finanzinvestoren in Europa dazu.” Sie seien derzeit bereit, hohe Preise für Übernahmeobjekte zu zahlen, was es börsennotierten Unternehmen aus China aufgrund geltender Regularien schwer mache. Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung chinesischer Unternehmen könnte das politische Umfeld sein, das sich gerade in Deutschland für Investoren aus China merklich eingetrübt hat.Erst am Mittwoch hat die Bundesregierung eine Ermächtigung zur Untersagung des Verkaufs des Mobilfunk-, Radar- und Satellitenspezialisten IMST GmbH an eine Tochter des chinesischen Rüstungskonzerns Casic beschlossen (vgl. BZ vom 4. Dezember). Es ist der zweite Fall, in dem das Kabinett eine entsprechende Ermächtigung beschlossen hat, nachdem 2018 schon der Verkauf des Werkzeugherstellers Leifeld Metal Spinning an die chinesische Yantai Taihai Corporation gestützt auf die Vorschriften zur Investitionskontrolle in der Außenwirtschaftsverordnung gestoppt worden war. In beiden Fällen handelte es sich um Unternehmen, deren Technologien auch in militärischen Anwendungen zum Einsatz kommen können. Mehr InvestitionsprüfungenDie Investitionsprüfungen der Bundesregierung müssen auch Investoren über sich ergehen lassen, die kein Know-how für Rüstungszwecke einkaufen. Stand heute wurden in diesem Jahr schon 150 Transaktionen untersucht, während es im Vorjahr 106 waren. Bis Mitte Oktober wurden allein 20 Übernahmen aus China geprüft (siehe Grafik) und damit fast so viele wie im Vorjahr – obwohl die Zahl der Transaktionen laut EY eingebrochen sein dürfte.