Neuinfektionen belasten Konsum in Deutschland

GfK-Studie: Verbraucher sparen wegen großer Unsicherheit - Kaum Einkommenszuwächse im Frühjahr

Neuinfektionen belasten Konsum in Deutschland

ast Frankfurt – Das Konsumklima in Deutschland hat im August einen Dämpfer erhalten. Das zeigt die Konsumklimastudie, die das Marktforschungsinstitut GfK am Freitag veröffentlicht hat. Die Erholung, die nach dem Tiefpunkt im April eingesetzt und mit der Mehrwertsteuersenkung zum 1. Juli zunächst neuen Auftrieb erhalten hatte, ist vorerst gestoppt. Nach drei starken Anstiegen in Folge verliert der Indikator spürbar. Nach revidierten – 0,2 Punkten im August prognostiziert GfK für September einen Wert von – 1,8 Punkten.”Steigende Infektionszahlen und die Furcht vor einer Verschärfung der coronabedingten Beschränkungen sorgen für Verunsicherung und drücken folglich auf die Stimmung”, sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Die Zahl der Coronavirus-Infektionen ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Freitagmorgen um 1 571 gestiegen. Am Vortag waren 1 507 Neuinfektionen gemeldet worden. Bund und Länder wollen mit einem verschärften Kurs eine zweite Welle bei Neuinfektionen im Herbst abwenden. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich in ihrer traditionellen Pressekonferenz nach der Sommerpause besorgt über einen möglichen erneuten Anstieg in der kalten Jahreszeit (siehe Bericht auf dieser Seite). Geringer TariflohnanstiegBesonders groß ist die Verunsicherung der Verbraucher bei der Einkommenserwartung. Hier sinkt der Indikator um 5,8 auf 12,8 Punkte. Ein Blick auf die Entwicklung der Tarifabschlüsse liefert eine Erklärung. Laut Statistischem Bundesamt sind die Verdienste für Millionen Beschäftigte mit einem Tarifvertrag im zweiten Quartal so langsam gestiegen sind wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Immerhin aber lag der durchschnittliche Einkommenszuwachs mit einem Plus von 1,5 % über der Inflationsrate vom Frühjahr mit 0,8 %.Der Anstieg der Sparneigung um 5,5 Zähler deutet ebenfalls auf Unsicherheiten seitens der Verbraucher hin. Eine steigende Sparneigung bedeutet, dass die Verbraucher ihr Einkommen lieber zurücklegen, als das Geld auszugeben und zu konsumieren. Dementsprechend stieg auch die Anschaffungsneigung, die die höchste Erklärungskraft für die Entwicklung der privaten Konsumausgaben hat, nur minimal um 1,2 Punkte auf 43,7 Punkte. Gemeint ist die Anschaffung teurerer Waren wie Autos oder Möbel.Trotz der Senkung der Mehrwertsteuer von 19 % auf 16 %, die das Bundeskabinett zur Abmilderung der Coronafolgen zum 1. Juli beschlossen hat, geben die befragten Verbraucher demnach überwiegend an, dass der Zeitpunkt für größere Anschaffungen eher ungünstig sei.Konsumexperte Bürkl glaubt, dass die Steuersenkung noch kein Impulsgeber für mehr Konsum ist: “Ob es sich nur um eine vorübergehende Eintrübung der Verbraucherstimmung handelt, hängt vor allem von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens und den von der Politik zu ergreifenden notwendigen Maßnahmen ab.” Analysten hatten gehofft, dass nicht zuletzt die Mehrwertsteuersenkung die Konsumneigung positiv begünstigen würde. Dass sich das Konsumklima laut GfK verschlechterte, kam demnach durchaus überraschend.Nach wie vor gehen die Verbraucher allerdings davon aus, dass die deutsche Wirtschaft ihre derzeitige Krise überwinden kann. Vorausgesetzt werden allerdings mindestens stagnierende Neuinfektionszahlen und effektive politische Maßnahmen ohne vollständigen Lockdown. Die Studie basiert auf monatlich rund 2 000 Verbraucherinterviews im Auftrag der EU-Kommission. Das Konsumklima bezieht sich auf die gesamten privaten Konsumausgaben.