sp Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zusammen mit ihren Glückwünschen an den designierten US-Präsidenten Joe Biden ihre Hoffnungen auf einen neuen transatlantischen Schulterschluss zum Ausdruck gebracht. “Die USA und Deutschland als Teil der EU müssen zusammenstehen, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen”, sagte Merkel am Montag in Berlin, nachdem sie Biden und der designierten US-Vizepräsidentin Kamala Harris bereits am Samstag ihre Glückwünsche übermittelt hatte und damit keinen Zweifel daran ließ, wie sich die Bundesregierung zu den Attacken des Amtsinhabers Donald Trump auf die Integrität der US-Wahl stellt. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Boris Johnson gehörten ebenso wie weitere Spitzen aus der Europäischen Union zu den ersten Gratulanten, wobei kaum ein Regierungschef in den vergangenen vier Jahren ein ähnlich angespanntes Verhältnis mit Trump auszuhalten hatte wie Merkel. Wie groß die Animositäten sind, ließ der amtierende US-Präsident zuletzt in einem Wahlkampfauftritt vor wenigen Tagen durchblicken, als er vor seinen Anhängern klagte, dass Länder wie China, der Iran und Deutschland ihn loswerden wollten.China und der Iran gehören zu den Ländern, die sich bisher nur sehr zurückhaltend zur US-Wahl geäußert haben, ohne einen Wahlsieger anzuerkennen. Auch Russland, Mexiko und Brasilien haben Biden bisher nicht gratuliert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan äußerte sich nicht zum Ausgang der Wahl, und Polens Präsident Andrzej Duda gratulierte Biden nur zu seiner “erfolgreichen Präsidentschaftskampagne”. Der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa wiederum war zwar einer der ersten Gratulanten, richtete seine Glückwünsche aber an Donald Trump. “Es ist ziemlich klar, dass das amerikanische Volk Donald Trump und (Vizepräsident) Mike Pence für weitere vier Jahre gewählt hat”, schrieb der rechtsnationale Politiker bereits am Mittwoch, ruderte am Sonntag aber ein bisschen zurück. Die Glückwünsche an Joe Biden übermittelte dann allerdings der slowenische Präsident Borut Pahor, der nicht Jansas Partei angehört. Slowenien ist das Heimatland von Trumps Ehefrau Melania.Merkel betonte bei ihrem Auftritt im Kanzleramt am Montag, dass sie sich auf die Zusammenarbeit mit Biden und der designierten US-Vizepräsidentin Harris freue. Gemeinsam müsse man die Coronakrise, die Erderwärmung und den internationalen Terrorismus bewältigen und für eine “offene Weltwirtschaft und freien Handel” kämpfen. Dies sei die Grundlage des Wohlstands auf beiden Seiten des Atlantiks. Deutschland und die EU wüssten, dass sie dabei mehr eigene Verantwortung übernehmen müssten.Biden bringe viel Erfahrung in der Innen- wie der Außenpolitik mit. “Er kennt Deutschland und Europa gut. Ich erinnere mich gerne an gute Gespräche und Begegnungen mit ihm”, betonte Merkel. “Ebenso herzlich” gratulierte sie der designierten Vizepräsidentin. “Als erste Frau in diesem Amt und als Kind zweier Einwanderer ist sie für viele Menschen eine Inspiration, ein Beispiel für die Möglichkeiten Amerikas”, sagte die Bundeskanzlerin.Biden und Harris sind für Merkel bereits das vierte US-Spitzenduo, mit dem sie in ihrer Zeit als Regierungschefin seit 2005 zusammenarbeitet. Biden kennt sie bereits aus seiner Zeit als Vize von Barack Obama. Die beiden trafen sich mehrfach bilateral, etwa auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2009 und 2015.