Irland fürchtet Brexit-Folgen

Zentralbank warnt vor Auswirkungen auf Finanzstabilität - Britische Autoproduktion bricht ein

Irland fürchtet Brexit-Folgen

Die Central Bank of Ireland hat vor “unerwarteten Verlusten” durch einen No-Deal-Brexit gewarnt. Er könne dafür sorgen, dass sich die Finanzierungsbedingungen für irische Unternehmen verschlechtern. Unterdessen schlug die britische Autobranche Alarm. Ihre Produktion brach um mehr als ein Fünftel ein.hip London – Die irische Zentralbank hat vor den Auswirkungen eines NoDeal-Brexit auf die Finanzstabilität auf der Grünen Insel gewarnt. Die Verlängerung der Austrittsfrist bis zum 31. Oktober habe zwar Haushalten und Unternehmen mehr Zeit gegeben, um Notfallpläne zu entwickeln und sich auf den britischen EU-Austritt vorzubereiten. “Die größte, nicht abgearbeitete Risikoquelle für die Finanzstabilität in Irland ist ein unerwartet starker makroökonomischer Schock”, heißt es in der aktuellen Financial Stability Review. Der könne sich ergeben, wenn die erwarteten negativen Auswirkungen über die Handelskanäle durch einen “scharfen Anstieg der Ungewissheit und einen Verlust an Zuversicht mit Anstoßeffekten auf Beschäftigung, Einkommen und Investitionen in Irland” verschlimmert würden. Irlands “relativ akutes Exposure” zum Brexit könne sich negativ auf die Einstellung von Investoren zu irischen Assets auswirken, was die Finanzierungskonditionen für den “bereits relativ verschuldeten” privaten Sektor beeinträchtigen könne. “Angesichts des Ausmaßes der direkten und indirekten Exposures würde das zu unerwarteten Verlusten für das einheimische Finanzsystem führen”, heißt es in dem Bericht.Der britische Premierminister Boris Johnson betonte erneut, dass Großbritannien zum 31. Oktober die EU verlassen werde, ob mit oder ohne Deal. Er schickte seinen EU-Sherpa David Frost zu Gesprächen nach Brüssel. Frost löst Oliver Robbins ab, der im Namen von Theresa May den EU-Austrittsvertrag ausgehandelt hatte. “Viele Leute neigen dazu, Boris Johnson zu unterschätzen, und ich würde Ihnen raten, das nicht zu tun”, schrieb er in einer E-Mail an die Vertreter anderer europäischer Staaten. Der ehemalige Chef der Londoner Industrie- und Handelskammer war britischer Botschafter in Dänemark und beriet Johnson während seiner Zeit als Außenminister. Verbrauchervertrauen steigtUnterdessen bessert sich in Großbritannien zumindest die Stimmung der Konsumenten: Das vom Marktforscher GfK erhobene Verbrauchervertrauen erholte sich im Juli. Hatte der Index im Vormonat noch bei -13 gelegen, notierte er nun bei -11. Vor einem Jahr hatte er noch bei -10 gestanden. Der langfristige Durchschnitt liegt bei -9. Steigende Realeinkommen und die niedrige Arbeitslosigkeit trugen dazu bei, dass die Verbraucher trotz der Ungewissheit rund um den Brexit etwas optimistischer in die Zukunft blickten. “Die kommenden Monate bis zum Austrittstermin am 31. Oktober werden die Stärke dieser Zuversicht auf die Probe stellen”, sagte Joe Staton, Client Strategy Director bei GfK. Die Umfrage wurde vor dem Amtsantritt des neuen Premierministers Boris Johnson erhoben. Aus der Realwirtschaft kamen dagegen schlechte Nachrichten: Die britische Autoproduktion brach im ersten Halbjahr um mehr als ein Fünftel ein. Dazu trugen neben der schwachen Nachfrage in wichtigen Märkten auch Werksschließungen bei, mit denen die Branche Verwerfungen rund um den ursprünglichen EU-Austrittstermin am 29. März vermeiden wollte. Die Exporte in die Volksrepublik China gingen um mehr als die Hälfte zurück, die Ausfuhren in die EU um 15,6 %. Dennoch ist die Staatengemeinschaft der wichtigste Markt für die Branche. Annähernd drei Fünftel der Exporte gehen in Länder der EU. Wie der britische Autoverband SMMT (Society of Motor Manufacturers and Traders) mitteilt, ging die Produktion im Juni den 13. Monat in Folge zurück. “Die heutigen Zahlen sind das Resultat der weltweiten Instabilität, die durch die anhaltende Angst vor ,No Deal` noch verschlimmert wird”, sagte Verbandschef Mike Hawes. “Diese Angst führt dazu, dass Investitionen abgewürgt werden, während Hunderte Millionen umgeleitet werden, um die unmittelbaren Brexit-Folgen abzumildern – Geld, das besser dazu verwendet werden sollte, technologische und umweltpolitische Herausforderungen anzugehen.” Die Branche habe bislang mindestens 330 Mill. Pfund für Brexit-Notfallpläne ausgegeben.