Einkommenserwartung stabilisiert Konsumklima

Deutsche Verbraucher goutieren Konjunkturpaket - GfK-Barometer legt geringfügig zu

Einkommenserwartung stabilisiert Konsumklima

ba Frankfurt – Die deutschen Verbraucher üben sich im September trotz steigender Corona-Infektionszahlen und immer neuer Ankündigungen von Unternehmen, Jobs abbauen zu wollen, in Zuversicht. Dies hat auch die Konsumfreude im Euroraum gehoben: Das von der EU-Kommission gemessene Verbrauchervertrauen ist im September um 0,8 auf -13,9 Punkte geklettert. Das deutsche Konsumklima stabilisierte sich im September, so dass das GfK für Oktober einen Wert von -1,6 Punkten prognostiziert. Im September war das Barometer nach drei Anstiegen in Folge von -0,2 im August auf revidiert -1,7 (zuvor: -1,8) Zähler gefallen.”Der weitere Verlauf des Infektionsgeschehens in Deutschland sowie die Arbeitsmarktlage werden darüber entscheiden, ob der Dämpfer im Vormonat eine Eintagsfliege bleibt und die Konsumstimmung ihre Erholung in den kommenden Monaten wieder aufnehmen kann”, erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl zum Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 2 000 Konsumenten. Ökonomen hatten allerdings erwartet, dass sich die Konsumstimmung bereits in diesem Monat wieder kräftiger aufhellt und das Barometer auf -1,0 Punkte klettert.Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von gestern Morgen zufolge haben sich seit Beginn der Coronakrise hierzulande mindestens 275 927 Menschen nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert. Am Samstag war mit 2 297 Neuinfektionen der höchste Wert seit April erreicht worden. Zum Vergleich: Ende März/Anfang April lag die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen bei mehr als 6 000. Experten warnen bereits vor rapide steigenden Infektionszahlen zur Grippesaison.Zur stabilen Entwicklung des Konsumklimas hat laut Bürkl wesentlich die Einkommenserwartung (+3,3 auf 16,1 Punkte) beigetragen. Ursächlich seien sicherlich auch der spürbare Rückgang der Kurzarbeit von 5,98 Millionen im April auf 5,36 Millionen im Juni (aktuellster Wert) und dass es im August ebenso wie im Juli zu keinem coronabedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit gekommen sei. Sparquote auf RekordhochDer Anschaffungsneigung half dies allerdings nicht auf die Sprünge: Das Barometer hat nach vier Anstiegen in Folge im September um 5,3 auf 38,4 Punkte nachgegeben. Das Niveau sei dennoch “angesichts der Lage als überaus zufriedenstellend zu bezeichnen”, betonte Bürkl. Zumal mit Blick auf die Sparquote, die im zweiten Quartal auf 20,1 % – den höchsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung – geklettert ist, nachdem sie schon im ersten Vierteljahr mit 16,5 % deutlich über den Werten der Vorjahre lag. Ökonomen der DZ Bank erklären dies mit der Angst vor Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, dem Lockdown und den Reisebeschränkungen sowie der bis Jahresende gesenkten Mehrwertsteuer. Für das Gesamtjahr erwartet die DZ Bank, dass die Sparquote auf rund 16 % steigt nach 10,9 % im Jahr 2019. Gerade das zweite Quartal 2020 zeige sehr deutlich, “dass einkommensstützende Maßnahmen im Kontext der Coronakrise zwar erfolgreich die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte stabilisieren konnten, die Sparquote aber trotzdem stark anstieg und der Konsum einbrach”, so die DZ Bank.”Die umfangreichen Konjunkturpakete sind für Unternehmen und Verbraucher offenbar geeignete Maßnahmen, um Deutschland aus der schwersten Rezession der Nachkriegszeit zu helfen”, urteilte Bürkl. Das Barometer der Konjunkturerwartungen kletterte den fünften Monat in Folge – mit 12,4 Zählern sogar deutlich – und liegt nun mit 24,1 Punkten auf dem höchsten Stand seit September 2018, als 24,6 Zähler gemessen worden waren. Für einen nachhaltigen Wachstumskurs, so mahnt Bürkl, sei aber auch notwendig, dass sich auch die Exporte wieder spürbar erholten. BdB warnt vor SpätfolgenBislang erholt sich die deutsche Wirtschaft schneller als erwartet vom Coronaschock. Die Dynamik lässt allerdings bereits wieder etwas nach. Die Chefvolkswirte der Banken erwarten in ihrer Herbstprognose, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 um 5 bis 6 % einbrechen, im kommenden Jahr dann um 4 bis 5 % zulegen wird. Die groß bleibende Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie dämpfe den privaten Konsum und die Investitionen der Unternehmen, erklärte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes BdB. “Zudem werden wir mit einigen Spätfolgen der Pandemie zu kämpfen haben.” Dazu zählt er etwa die höhere Verschuldung von Unternehmen und Staaten sowie pandemiebedingte Änderungen beim Konsum und in der Produktion.