Wie Healthcare-Aktien von Corona profitieren

Experten halten Gesundheitsfonds für aussichtsreich - Sanders-Rückzug bringt Erleichterung

Wie Healthcare-Aktien von Corona profitieren

Von Werner Rüppel, FrankfurtDie weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat zu einem Crash der Aktienmärkte geführt. Doch gibt es auch Branchen, die, zumindest mittel- bis langfristig, von der Coronakrise profitieren sollten. Dazu zählt César Pérez Ruiz, Head of Investments beim Vermögensverwalter Pictet, den Healthcare-Sektor. Denn aufgrund der Auswirkungen von Corona dürfte die Gesundheitsindustrie ausgebaut werden und es dürfte sehr viel mehr Geld in diese investiert werden. Denn durch die Folgen der Corona-Pandemie wird deutlich, dass Vorsorge und Investitionen in den Gesundheitssektor nottun.Zum einen besteht sogar die Hoffnung, dass bald Wirkstoffe gegen die Lungenseuche gefunden werden. “Verschiedene Pharma- und Biotechtitel entwickeln Medikamente gegen das Virus, wenngleich ein Impfstoff noch mindestens 12 bis 18 Monate entfernt ist”, erläutert Alex Gold, Manager des Fidelity Global Health Care Fund. Aktive Fondsmanager gewichten denn auch zum Teil Werte über, die ihrer Einschätzung nach bald Mittel gegen Corona zur Verfügung haben dürften. Zum anderen sollte dem Gesundheitssektor auch die absehbare demografische Entwicklung zugutekommen. “Der Healthcare-Sektor profitiert von der zunehmenden Alterung der Weltbevölkerung”, sagt Gold. In der Folge machten steigende Ansprüche an die medizinische Versorgung weitere Investitionen in den Gesundheitssektor nötig. Attraktive DividendenAktuell streichen immer mehr Aktiengesellschaften ihre Dividende. Einige Unternehmen, die durch den Shutdown erheblich getroffen sind, kämpfen gar ums Überleben. Das ist bei Healthcare-Titeln anders. “Pharmaaktien überzeugen auch in der aktuellen Krise durch stetige Cash-flows und attraktive Dividenden”, erklärt Gold. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund haben Healthcare-Aktien im laufenden Jahr deutlich weniger an Wert verloren als der Gesamtmarkt. Im Vergleich zu zyklischen Aktien sind Healthcare-Titel wesentlich defensiver ausgerichtet. Auch dies ist, zumindest für langfristige Investoren, von Vorteil. Langfristig erfolgreichRückschläge für Gesundheitsaktien gab es zwischenzeitlich, nachdem Experten dem politisch eher links angesiedelten US-Senator Bernie Sanders zunächst gute Chancen auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur einräumten. Denn Sanders steht für die Einführung einer US-Krankenversicherung für alle, was niedrigere Erträge für Pharmaunternehmen bedeuten würde. Inzwischen hat Sanders das Rennen um die Kandidatur aber aufgegeben, statt seiner wird der gemäßigte Joe Biden für die Demokraten antreten. Wer nun in Healthcare-Fonds investieren möchte, dem stehen zahlreiche aktive und passive Produkte zur Verfügung (vgl. Tabelle). Das Abschneiden über zehn Jahre zeigt, dass sich fast alle Produkte langfristig gelohnt haben. Und das Risiko dieser Fonds, das kommt nicht zuletzt in ihrer Volatilität zum Ausdruck, fällt deutlich geringer aus als jenes des gesamten Aktienmarkts.Die meisten Dickschifffonds legen breit gestreut an und haben ein Schwergewicht in den großen Pharmatiteln. “Wir investieren vor allem in Qualitätstitel mit starkem Cash-flow und überzeugender Bilanz”, erläutert Gold, der den Fidelity Global Health Fund steuert. Die defensive Ausrichtung des Fonds zeigt sich auch in seiner relativ niedrigen Volatilität. Ein etwas höheres Risiko weist der Janus Henderson Global Life Science auf, der aber über zehn Jahre mit 15,7 % p.a. die höchste Performance unter den betrachteten Fonds erwirtschaftet hat.Auf Medizintechnik ist der BB Adamant Medtech fokussiert. Dieser Fonds hat im laufenden Jahr deutlich an Wert verloren, auf Sicht von zehn Jahren aber klar zugelegt. Gestaffelte Käufe möglichAlles in allem bieten Gesundheitsfonds aktuell ein interessantes Chance-Risiko-Profil, zumal etliche der langfristig aussichtsreichen Titel auch nicht mehr hoch bewertet erscheinen. Natürlich fällt vielen Investoren ein Einstieg in den Aktienmarkt nach den deutlichen Verlusten im Zuge der Coronakrise immer noch schwer – zumal nicht sicher ist, wie nachhaltig die jüngste Erholung ist und in welcher Form sie ausfallen wird. Dieses Problem lässt sich aber über gestaffelte Käufe in mehreren Tranchen, mitunter auch über mehrere Monate, lösen. Und wenn ein Sektor durch das Virus profitieren sollte, dann doch Gesundheitsaktien.