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Viel Fantasie für den MDax zum 25. Jubiläum

Von Werner Rüppel, Frankfurt Börsen-Zeitung, 19.1.2021 Heute gibt es für die Deutsche Börse und für Aktieninvestoren, die auch in Werte der zweiten Reihe investieren, allen Grund zu feiern. Denn der MDax, der kleine Bruder des Dax, wird 25. Ähnlich...

Viel Fantasie für den MDax zum 25. Jubiläum

Von Werner Rüppel, FrankfurtHeute gibt es für die Deutsche Börse und für Aktieninvestoren, die auch in Werte der zweiten Reihe investieren, allen Grund zu feiern. Denn der MDax, der kleine Bruder des Dax, wird 25. Ähnlich wie der Dax wurde der Mid-Cap-Index zwar rückwirkend auf 1 000 Punkte per Jahresultimo 1987 normiert. Erstmals gehandelt wurde der damals von Deutsche-Börse-Vorstand Reto Francioni initiierte MDax aber Anfang 1996. An seinem ersten Handelstag, am 19. Januar, lag der Schlussstand bei 2 648 Zählern.Gestern schloss der direkt unterhalb des Dax angesiedelte Performanceindex mit 31 206 Punkten, während der Dax bei 13 848 Zählern liegt. Der kleine hat also den großen Bruder um Längen geschlagen. Über 25 Jahre hat der MDax seinen Wert in etwa verzwölffacht, während der Dax sich nur knapp versechsfacht hat. Die Outperformance des Mid-Cap-Index ist mit gut 3 Prozentpunkten pro Jahr erheblich: Über 25 Jahre kommt der MDax auf eine Performance von 10,37 % im Jahr und der Dax nur auf 7,26 %. Der Mid-Cap-Index hat sich also als echter Reichmacher erwiesen. Und insbesondere für die kommenden Monate bestehen gute Chancen, dass sich seine Outperformance fortsetzt.Doch der Reihe nach. Gestartet ist der MDax im Januar 1996 mit 70 Werten. Allerdings waren Nebenwerte in den folgenden Jahren wenig gefragt. Das Geld floss in die vermeintlichen Wachstumswerte von Neuer Markt und Nasdaq – auch der Dax schnitt in diesem Zeitraum besser ab als der MDax. Es ist also keineswegs ein Automatismus, dass die Werte aus der zweiten Reihe besser abschneiden als die aus der ersten. Die günstig bewerteten Mid Caps galten damals als langweilig. Doch dann platzte die Dotcom- und Telekomblase, und der MDax zog wieder mit dem Dax gleich und überholte ihn in der Zeit bis zur Bankenkrise. Im März 2003 verkleinerte die Deutsche Börse den MDax von 70 auf 50 Titel. Und die Wiedereinführung des MDax-Futures im März 2005 trug zur Etablierung des Mid-Cap-Segments in Deutschland bei.Trotz der über die Jahre hohen Wertzuwächse ist auch der MDax – wie sein großer Bruder Dax – vor großen Rückschlägen nicht gefeit. So verlor der Mid-Cap-Index 2008 satte 43,2 % an Wert und damit mehr als die Einbuße von 40,4 % im Dax. In den Jahren danach hat der MDax aber richtig aufgedreht und den Dax markant abgehängt.2018 kam es dann zur nächsten Reform der Dax-Indexlandschaft. Denn seitdem können auch Technologiewerte, die zuvor allein dem Index TecDax (der übrigens 2003 als Nachfolger des Neuer-Markt-Index Nemax 50 eingeführt wurde) vorbehalten waren, zugleich im Dax, MDax und SDax enthalten sein. Tech findet sich jetzt also auch in dem 2018 von 50 auf 60 Titel erweiterten MDax wieder. Mit einer Performance von 31,2 % und 8,8 % hat übrigens der MDax auch 2019 und 2020 den Dax deutlich geschlagen, der nur auf ein Plus von 25,5 % und 3,5 % kam.Warum hat nun der MDax den Dax langfristig so deutlich geschlagen? Eine gute Erklärung liefert eine Untersuchung von Invesco Quantitative Strategies. Laut Portfoliomanager Bernhard Breloer kann der Size-Effekt, nämlich, dass kleine Werte langfristig besser als große abschneiden, die Outperformance nur begrenzt erklären. Die wichtigsten Treiber seien hingegen einzeltitelspezifische Effekte und die Auswirkungen von Indexanpassungen aus dem Aufstieg bzw. Abstieg einzelner Titel vom einen in den anderen Index. “Unsere Analyse zeigt, dass die Effekte von Indexwechseln die relative Performance von Dax und MDax erheblich beeinflussen können”, sagt Breloer. Dabei handele es sich um einen systematischen Effekt. Der MDax profitiert also davon, dass er ein Aufsteigerindex ist. Etliche der heutigen Dax-Werte sind über den MDax aufgestiegen und haben dabei im Vorfeld des Aufstiegs markant zugelegt. Hingegen wird ein Dax-Abstieg von einer unterdurchschnittlichen Performance im Blue-Chip-Index begleitet. Laut Invesco sollte bei der Performance der MDax von einem an den Börsenwert gekoppelten Indexwechsel also profitieren, während der Standardwerteindex dadurch belastet wird.Nun hat die Deutsche Börse für den Dax und ihre Auswahlindizes mehrere Änderungen beschlossen. So werden ab September Indexmitglieder nur noch nach der Marktkapitalisierung bestimmt, so dass Airbus beim Dax nicht mehr durch den Rost fällt. Vor allem wird der Dax dann ab September um zehn Werte auf insgesamt 40 Aktien erweitert, während der MDax gleichzeitig wieder von 60 auf 50 Werte verkleinert wird. Schub durch zehn AufsteigerEs gibt also in diesem Jahr zehn Titel, die zusätzlich vom MDax in den Dax aufsteigen. Der Aktienmarkt dürfte nun in den kommenden Monaten bis September bereits den Aufstieg dieser Werte in die erste Liga mit Kurssteigerungen dieser Titel vorwegnehmen. Davon sollte der MDax nicht zuletzt auch im Vergleich zum Dax profitieren, zumal es sich dabei um die zehn Titel des Mid-Cap-Index mit dem größten Gewicht handelt. Gemäß der Dezember-Rangliste wären die zehn Aufsteiger übrigens Airbus, Zalando, Symrise, Siemens Energy, Brenntag, Qiagen, Siemens Healthineers, Hellofresh, LEG Immobilien und Sartorius Vorzüge. Dieser Einmaleffekt ist dann zwar im Oktober vorbei. Der Charakter des MDax als Aufsteigerindex bleibt aber auch künftig erhalten, ganz egal, ob der Index 60 oder 50 Werte enthält.