Niedrigere Bewertungen bei Wahlsieg Joe Bidens

Nuveen: Von Trump profitieren stark regulierte Branchen mit hoher Steuerbelastung

Niedrigere Bewertungen bei Wahlsieg Joe Bidens

ku Frankfurt – Die Analysten des amerikanischen Assetmanagers Nuveen rechnen nicht mit dramatischen Auswirkungen der amerikanischen Präsidentschaftswahl vom 3. November auf die Kapitalmärkte. Denn mit Blick auf die Umfragen, die derzeit einen größeren Vorsprung des demokratischen Bewerbers Joe Biden als 2016 seiner Parteifreundin Hillary Clinton anzeigen, würden sich die Marktteilnehmer schon vor dem Wahltermin entsprechend positionieren. Im Fall einer anhaltenden klaren Führung Bidens würden sich die Märkte auf eine Politik wie in der Ära Obama einstellen mit mehr Regulierung und höheren Steuern. Dadurch würden sich die Bewertungen am Aktienmarkt nach unten bewegen, während sich die Credit Spreads wohl moderat ausweiteten. Kaum VeränderungenAllerdings sei, was die Steuerbelastung betrifft, 2021 auch im Fall eines Wahlsiegs Bidens kaum mit Veränderungen zu rechnen, da es für die neue Administration vor allem darum gehen werde, die Pandemie und deren ökonomische Auswirkungen in den Griff zu bekommen. Sollte Biden auch eine demokratische Mehrheit in Repräsentantenhaus und Senat erreichen, werde seine Wirtschafts- und Steuerpolitik zum einen davon abhängen, wie groß die Mehrheit in den beiden Kammern des Parlaments ausfalle, zum anderen aber auch vom Zustand der US-Volkswirtschaft. Insofern würden auch Pläne für weitgehende Änderungen im Bereich der Krankenversicherung und des Umweltschutzes voraussichtlich zunächst hintangestellt. Für den Fall einer klaren parlamentarischen Mehrheit eines künftigen Präsidenten Biden rechnen die Analysten von Nuveen mit einem zumindest moderaten Anstieg der Unternehmensbesteuerung und auch der Individualbesteuerung, während die Staatsausgaben deutlich zunähmen zur Finanzierung eines größeren fiskalischen Stimulus, einer besseren Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und einer umweltfreundlichen Reformpolitik.In den Bereichen Aktien und Credits würden Branchen wie erneuerbare Energien, Elektroautos, Infrastruktur sowie Konzerne mit hohem internationalen Geschäftsanteil profitieren, da die Risiken des Handelskriegs abnehmen sollen. Profitieren würden aber auch weniger steuerabhängige Sektoren wie Versorger. Reinflationierung erwartetAm Bondmarkt sehen die Analysten Chancen für eine überdurchschnittliche Entwicklung bei den inflationsadjustierten Anleihen, da aufgrund des höheren staatlichen Budgetdefizits mit einer Reinflationierung zu rechnen sei. Als weitere Gewinner erwarten sie Anleihen aus den Emerging Markets wegen eines zu vermutenden Abflauens der Handelskriege. Mit einer größeren Nachfrage rechnen sie auch bei den steuerbegünstigten Kommunalanleihen (Municipals) wegen einer wohl stärkeren finanziellen Unterstützung der Kommunen und Bundesstaaten durch die Bundesregierung und wegen der steigenden Steuerbelastung. Zu den Gewinnern zählen sie auch grüne und ESG-Anleihen. Niedrigere AusgabenIm Falle einer Wiederwahl von Präsident Donald Trump und des als wahrscheinlich erachteten Szenarios einer republikanischen Kontrolle im Senat und einer demokratischen Mehrheit im Repräsentantenhaus würden vor allem Aktien von Unternehmen profitieren, die eine hohe Steuerbelastung aufweisen und in einem stark reglementierten Umfeld tätig sind. Dies sei bereits 2016 nach dem Wahlsieg Trumps zu beobachten gewesen. Zwar würden sich die Republikaner wohl stärker bei den Staatsausgaben zurückhalten, allerdings werde es wohl ein von beiden Parteien unterstütztes Konjunkturprogramm geben, das vor allem die Infrastruktur ins Auge fasst. Die Handelskriege würden sich zuspitzen und würden zu einem noch größeren Risiko. Es sei mit einem deutlichen Anstieg sämtlicher Zölle zu rechnen. Dies werde den Dollar stützen. Small Caps im VorteilAm Aktienmarkt und bei Credits würden vor allem zyklische Sektoren und Small Caps profitieren, weil diese einen höheren Umsatzanteil in den USA erwirtschaften. Auch im Fall einer fortgesetzten Präsidentschaft Trumps würden Municipals gut abschneiden, wegen soliderer staatlicher Finanzen auf allen Ebenen.Mit Blick auf die Positionierung der Anleger vor und nach den Wahlen weisen die Analysten des Assetmanagers, der dem großen amerikanischen Pensionsfonds Teachers Insurance and Annuity Association of America – College Retirement Equities Fund (TIAA) gehört, darauf hin, dass Wahlausgänge und politische Konstellationen nur selten signifikante und dauerhafte Antriebsfaktoren für wichtige Marktgrößen wie die Entwicklung des S&P 500 oder die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen seien. Die den Investoren zufließenden Renditen würden auf lange Sicht vor allem von Marktbewertungen und individuellen Entscheidungen der Allokation von Anlagen beeinflusst und weniger davon, welche politische Partei den Kongress oder das Weiße Haus kontrolliert. Keine ÜberreaktionAußerdem sei es selbst in Kenntnis des Wahlausgangs meist unmöglich zu sagen, welchen politischen Kurs die neue Regierung einschlage. Daher sollten Anleger mit Blick auf den Wahlausgang nicht überreagieren, raten die Analysten.