Helaba für 2020 verhalten optimistisch

Wirtschaftswachstum soll leicht zulegen - Dax zeitweilig über 14 000 Punkten - Gold noch teurer

Helaba für 2020 verhalten optimistisch

Die Finanzmarktexperten der Helaba sind für das kommende Jahr positiv gestimmt. Mit einer Tragödie rechne man nicht, betont Chefvolkswirtin Gertrud Traud. Das deutsche Wirtschaftswachstum soll sich 2020 wieder etwas erholen. Für den Aktienmarkt geht sie vorerst von einer Fortsetzung der Hausse aus. ku Frankfurt – Die Kapitalmarktspezialisten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnen für das kommende Jahr mit einer vergleichsweise stabilen Entwicklung an den Finanzmärkten. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin und Leiterin Research der Helaba, präsentierte vor Journalisten in Frankfurt das Bild eines Melodrams mit einem “glimpflichen Ausgang” für die Ereignisse an den Märkten. Ihrem Alternativszenario einer Tragödie misst sie lediglich eine geringe Wahrscheinlichkeit zu.So rechnet Traud für Deutschland im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von immerhin 1,4 %, gegenüber 0,6 % im laufenden Turnus. Die jüngsten Frühindikatoren stimmten hoffnungsvoll. Der Gegenwind für die hierzulande wichtige Industrie werde wohl wegfallen. Allerdings leide Deutschland unter einer nachlassenden Wettbewerbsfähigkeit. In den vergangenen Jahren seien die Lohnstückkosten in Deutschland erheblich stärker gestiegen als bei den europäischen Konkurrenten. Den Lohnsteigerungen stehe eine kaum zunehmende Produktivität gegenüber. Zudem seien außerhalb Deutschlands die Unternehmenssteuern gesenkt worden.Für die Aktienmärkte erwartet sie, dass die Hausse zunächst noch weitergeht. Das Kurspotenzial sei aber überschaubar. Traud geht davon aus, dass der Dax bis zum Ende des zweiten Quartals auf ein Allzeithoch von 14 000 Punkte steigt. Bis zum Ende des Jahres soll er dann aber wieder auf 13 500 Punkte korrigieren. Dem Euro Stoxx 50 sagt sie einen Anstieg bis zur Jahresmitte auf 3 900 Punkte voraus, zum Jahresultimo hält sie 3 750 Zähler für wahrscheinlich. Aktien bewegten sich auch 2020 im Spannungsfeld aus hohen Bewertungen und dem Mangel an Anlagealternativen. Zeitweilig könne es daher durchaus zu Übertreibungen kommen. So könnte der Dax durchaus auch zeitweilig über 14 000 Punkte klettern, wobei man sich dann aber auf Kursrücksetzer einstellen müsse. Anleihezinsen unter nullAuf der Zinsseite geht Traud davon aus, dass Anleihezinsen in weiten Bereichen unter null bleiben. Mario Draghi, der jetzt in Pension gegangene Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), habe es geschafft, die “Zinserwartungen zu killen”. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen wird ihrer Überzeugung nach bis Ende 2020 nur ganz allmählich und leicht bis auf -0,20 % steigen. Im zu Ende gehenden Jahr habe die geldpolitische Kehrtwende der Notenbanken am Rentenmarkt dafür gesorgt, dass nach einem spektakulären Renditerutsch zeitweise alle Bundesanleihen in negativem Terrain notiert hätten. Angesichts der von Traud erwarteten Konjunkturerholung werde sich diese Performance 2020 nicht ansatzweise wiederholen lassen. Gegen eine nachhaltige Rückkehr in den positiven Renditebereich sprächen neben der fortgesetzt lockeren Geldpolitik der EZB vor allem anhaltend niedrige Inflationserwartungen. Für zehnjährige US-Treasuries erwartet sie einen leichten Anstieg bis auf 2,10 % per Ultimo 2020. Bei europäischen Corporates würden die Spreads 2020 auf recht moderatem Niveau bleiben. Euro steigt auf 1,25 DollarDer Euro soll im kommenden Jahr gegenüber dem Greenback zulegen. Traud geht zur Jahresmitte von einem Kurs des Euro von 1,20 Dollar und per Ultimo 2020 von 1,25 Dollar aus. Längerfristig seien ein erhöhtes Budgetdefizit sowie ein markantes Leistungsbilanzdefizit der USA Risiken für die US-Währung.Die Chefvolkswirtin der Helaba rechnet damit, dass sich der Anstieg des Goldpreises fortsetzt. Sie hält ein Niveau von bis zu 1 700 Dollar je Feinunze für realistisch. Allerdings werde von dem Anstieg des Goldpreises im Euro gerechnet wegen der Devisenkursveränderungen wohl wenig ankommen.Mit dem Sprung über die 1 500-Dollar-Marke habe sich ein Paradigmenwechsel vollzogen. Gold sei als Inflationsabsicherung nicht mehr gefragt, aber sehr wohl als Absicherung gegen politische Risiken. Diese resultierten aus einer strukturell zu expansiven Ausrichtung der Geldpolitik.Immobilien bleiben bei den extrem niedrigen Zinsen relativ attraktiv. Allerdings werde die jüngste wirtschaftliche Schwäche wohl dafür sorgen, dass Mieten und Kaufpreise 2020 etwas weniger dynamisch zulegten. Am deutschen Wohnungsmarkt werde sich die Lage nicht entspannen, da es nach wie vor einen “riesigen Nachfrageüberhang” gebe.