Warnung vor Klimarisiken

Arbeitsgruppe der US-Derivateaufsicht stellt sich gegen die Regierung

Warnung vor Klimarisiken

Eine Arbeitsgruppe der US-Terminbörsenaufsicht skizziert die Risiken des Klimawandels für die Stabilität des US-amerikanischen Finanzsystems. Damit stellt sich die Behörde gegen die Politik der US-Regierung. In einem Bericht fordert das Gremium zudem einen “amerikaweiten Preis für Kohlenstoff”.nok New York – Eine Arbeitsgruppe der US-amerikanischen Terminbörsenaufsicht CFTC hat eindringlich vor negativen Auswirkungen des Klimawandels auf das Finanzsystem in den Vereinigten Staaten gewarnt. “Der Klimawandel stellt ein großes Risiko für die Stabilität des US-Finanzsystems und seine Fähigkeit dar, die amerikanische Wirtschaft aufrechtzuerhalten”, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des CFTC-Unterausschusses, der sich Klimarisiken widmet. Im Dokument werden die US-amerikanischen Finanzaufseher aufgefordert, die entstehenden systemischen Risiken anzuerkennen und “dringend und entschlossen” zu handeln, um sie zu messen, zu verstehen und zu bekämpfen.Die Ergebnisse des Berichts sind nicht bindend, gelten aber als die bislang deutlichste Stellungnahme einer US- Finanzaufsichtsbehörde zu den Gefahren des Klimawandels. Dem im vergangenen Jahr eingesetzten Unterausschuss gehören mehr als 30 Klimafachleute aus Finanzbranche und Universitäten an. Geleitet wird das Gremium von Bob Litterman, dem Gründer der Hedgefonds-Gesellschaft Kepos Capital. Regulierungsbehörden sollten sich bisher unbeantworteten Fragen widmen, etwa dem Thema, wie Klimaveränderungen eine Kapitalflucht aus schwer betroffenen Unternehmen und Branchen auslösen könnten. Solche Verwerfungen könnten Effekte auf das gesamte Finanzsystem haben, zu einer “ungeordneten Neubewertung von Vermögenswerten” führen und das einwandfreie Funktionieren der Finanzmärkte in Frage stellen.Die Arbeitsgruppe der CFTC stellt sich damit gegen die US-Regierung, die sich unter Präsident Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zurückgezogen und die Folgen des Klimawandels wiederholt heruntergespielt hat. Der Vorstoß der CFTC hat auch eine politische Komponente, weil die fünfköpfige Kommission der Behörde unter dem republikanischen Präsidenten mehrheitlich mit Vertretern von Republikanern besetzt ist. Der Präsident schlägt die Kommissionsmitglieder vor, die vom – derzeit ebenfalls mehrheitlich republikanischen – Senat bestätigt werden müssen. Hinter dem Klimabericht steht als Sponsor der CFTC-Kommissar Rostin Behnam, ein Vertreter der Demokraten. Behnam wurde 2017 von Trump nominiert, weil nur maximal drei der fünf Kommissare von der gleichen Partei kommen dürfen. Leitfaden für die PolitikBehnam versteht den Bericht als Leitfaden für politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden, um “bewusste Schritte zum Aufbau eines klimaresistenten Finanzsystems” zu unternehmen. Nach den Erkenntnissen des CFTC-Ausschusses haben die Regulierungsbehörden bereits ausreichende Befugnisse, um die finanziellen Risiken des Klimawandels anzugehen, etwa beim Risikomanagement von Märkten oder Finanzinstitutionen, bei den Offenlegungspflichten von Unternehmen und beim Anlegerschutz. Die Behörden nutzten ihre Instrumente allerdings noch nicht ausreichend, heißt es.In einem wichtigen Punkt sei allerdings der Kongress als Gesetzgeber gefordert. Es geht um die Bepreisung von Kohlendioxid – etwa über eine Steuer. “Finanzmärkte werden nur in der Lage sein, Ressourcen effizient auf Aktivitäten zu lenken, die Treibhausgasemissionen reduzieren, wenn es einen amerikaweiten Preis für Kohlenstoff gibt, der die wahren sozialen Kosten dieser Emissionen reflektiert”, heißt es im Bericht.Die Sorgen um die Folgen des Klimawandels haben eine Reihe von Zentralbanken dazu veranlasst, “Klimastresstests” in Erwägung zu ziehen. In Europa berichten viele Unternehmen bereits über ihre Klimarisiken.