Programmierbare Zahlungen rücken auf Agenda

Bundesbank und Bundesfinanzministerium loten Einsatz des Distributed Ledger für Transaktionen aus

Programmierbare Zahlungen rücken auf Agenda

bg Frankfurt – Da in der deutschen Wirtschaft ein wachsender Bedarf an programmierbaren Zahlungen festzustellen ist, haben das Bundesfinanzministerium (BMF) und die Deutsche Bundesbank eine Arbeitsgruppe “Programmierbares Geld” initiiert. Dieses Forum nutzen nun Fachleute aus 19 Unternehmen der Real- und Finanzwirtschaft, um über mögliche Bezahlverfahren in neuen innovativen Geschäftsfällen zu diskutieren, wie am Montag mitgeteilt worden ist.Die Arbeitsgruppe leiste einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung zukünftiger Bezahlverfahren in Europa, erklärte Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. Hier würden in den nächsten Jahren “wichtige Weichen für die digitale Transformation gestellt. Da wollen wir vorne mit dabei sein.” Dem für den Zahlungsverkehr zuständigen Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz zufolge ergeben sich aus dem Fachdiskurs wichtige Rückschlüsse für Überlegungen zum digitalen Zentralbankgeld: “Wenn sich das Eurosystem für die Herausgabe eines digitalen Euro entscheidet, dann sollte dieser programmierbare Zahlungen für die Geschäftsfälle auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie ermöglichen.”Damit öffnen sich Bundesbank und BMF für Vorschläge aus Wissenschaft, Finanzindustrie und Realwirtschaft, die sich unisono für einen programmierbaren digitalen Euro starkmachen. Denn dieser kann zur Automatisierung in Zahlungsverkehr und Wertpapiergeschäft beitragen. In der Mitteilung heißt es, die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) werde in der deutschen Wirtschaft “zunehmend als neue Basistechnologie für die digitale Transformation genutzt”. Sie ermögliche die automatisierte Prozessabwicklung durch Smart Contracts, in denen reale Güter und Dienstleistungen als Token dargestellt seien. Die Vorteile dieser Abwicklungstechnik ließen sich aber erst in vollem Umfang nutzen, wenn auch Zahlungen Teil der automatisierten Abwicklung seien. In ihrem Abschlussbericht analysierte die Arbeitsgruppe unter anderem Zahlungen in den Anwendungsfällen Machine-to-Machine, Internet-of-Things (IoT) und Pay-per-Use.Bundesbank und BMF unterscheiden im Bericht zwischen folgenden Zahlungslösungen: konventioneller Zahlungsverkehr, private Krypto-Token und Stable Coins sowie digitales Zentralbankgeld und tokenisiertes Geschäftsbankengeld. Da der konventionelle Zahlungsverkehr technisch nicht in der Lage sei, den Zahlungsvorgang in Smart Contracts zu integrieren, stößt er für zukünftige Bedürfnisse an seine Grenzen. Der Bedarf an Rund-um-die-Uhr-Zahlungen in Echtzeit könne hingegen bereits heute mit Instant Payments grundsätzlich gedeckt werden. Krypto-Token und Stable Coins könnten technisch zwar viele DLT-Anwendungen geldseitig abwickeln. Wegen ihrer fehlenden Wertstabilität und ihrer eingeschränkten Interoperabilität seien sie bislang aber nur sehr bedingt geeignet, heißt es.Dabei sind Bundesbank und BMF offenbar auch bereit, einen Umweg zuzulassen, um die sich abzeichnende Nachfrage nach programmierbaren Zahlungslösungen erfüllen zu können: Es wären kurzfristig auch Trigger-Lösungen denkbar, mit denen sich der konventionelle Zahlungsverkehr in die Abwicklung von auf Smart Contracts basierenden Geschäftsfällen integrieren ließe. Der Vorteil läge in der schnellen Realisierbarkeit, auch wenn einige wenige Einschränkungen in der Umsetzung und Anwendbarkeit zu erwarten seien. Den größten Funktionsnutzen bei der Abwicklung programmierbarer Zahlungen sehen Bundesbank und BMF jedoch bei tokenisiertem Geschäftsbankengeld und digitalem Zentralbankgeld.Die noch ausstehende Entwicklung beider Zahlungsformen biete “ausreichend Gestaltungsspielraum, den Bedarf zur Umsetzung programmierbarer Zahlungen umfassend zu berücksichtigen”. Beide Lösungen eigneten sich insbesondere aufgrund der zu erwartenden Glaubwürdigkeit ihrer Emittenten und der Anwendung innerhalb eines verbindlichen Rechtsrahmens als Abwicklungslösung für programmierbare Zahlungen. Darüber hinaus seien technologische Interoperabilität und robuste IT-Infrastrukturen notwendige Voraussetzungen für eine universelle Akzeptanz der Zahlungslösung. Hervorgehoben wird ferner die Geldwertstabilität als eine fundamentale Voraussetzung für die Akzeptanz neuer Zahlungslösungen. – Wertberichtigt Seite 6