DIE EUROPÄISCHEN KAPITALMÄRKTE IM FOKUS

Fondsbranche empfiehlt US-Altersvorsorge als Vorbild

BVI: EU-Variante könnte Kapitalmarktunion stärken

Fondsbranche empfiehlt US-Altersvorsorge als Vorbild

jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche spricht sich für ein EU-weites, steuervergünstigtes Altersvorsorgesystem ohne Beitragsgarantien aus. Als Beispiel nennt der Branchenverband BVI in einem Positionspapier zur EU-Kapitalmarktunion die “401(k)”-Pensionspläne in den USA, die in den vergangenen Jahrzehnten “extrem erfolgreich” gewesen seien. Der Verband richtet das Papier an die EU-Kommission und an die sogenannte Next CMU High-Level Group, die auf Initiative nationaler Finanzministerien besetzt wurde.401(k)-Pläne ermöglichen es Arbeitnehmern in den USA, steuerbegünstigt Geld für das Alter anzusparen. Da es keine Beitragsgarantie gibt, entfällt ein großer Teil auf Aktien in entsprechenden Fonds. Die Bedeutung für den US-Markt ist enorm: Insgesamt liegen laut US-Verband ICI per Ende 2018 rund 5,2 Bill. Dollar in 401(k)-Plänen, das entspricht umgerechnet dem anderthalbfachen Volumen, das die deutsche Branche über alle Kategorien hinweg für deutsche Anleger verwaltet. BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter hatte wiederholt betont, dass US-Sparer nicht wegen einer besseren Finanzbildung vergleichsweise häufig am Kapitalmarkt aktiv seien, sondern wegen einer steuerlich attraktiven Altersvorsorge.Mit Blick auf die Kapitalmarktunion bekräftigt der Verband drei Prioritäten: Erstens solle im Leitbild der EU-Aufsicht neben dem Anlegerschutz und der Finanzstabilität eine dritte Säule verankert werden: die Wettbewerbsfähigkeit der Finanzindustrie. Dieses Ziel fehle bislang, was eine “massive Überregulierung” für Europas Fondsbranche zur Folge habe. Der Verband fordert zweitens ein behutsames Vorgehen bei der Regelsetzung, etwa durch eine Regulierungspause, eine Anpassung bestehender Regelwerke und mehr Zeit für die Umsetzung. Rolle der EU-BehördenWesentliche Pfeiler der Regulierung müssten frühzeitig von Kommission, Rat und Parlament definiert werden und dürfen nicht erst Streitpunkt späterer Detailarbeit sein, fordert der BVI und spielt damit auf die Rolle der EU-Behörden wie der ESMA an, die großen Einfluss auf Details der Regelwerke wie Mifid II und Priips haben. Drittens bekennt sich der Verband zur Kapitalanlage gemäß nachhaltigen Kriterien – und betont zugleich die Freiheit der Anleger. Auch in der nachhaltigen Kapitalanlage bestehe die Gefahr von überzogener Regulierung, und zwar von “überlastenden, doppelten und inkonsistenten” Regeln.