"Diese Länder brauchen einen Schuldenschnitt"

Breuer: Deutschland kann Lasten tragen - Für abgestufte EZB-Stimmengewichte

"Diese Länder brauchen einen Schuldenschnitt"

ski Frankfurt – Der frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer erwartet, dass die Gläubiger hoch verschuldeter europäischer Länder auch über Griechenland hinaus auf einem Teil ihrer Forderungen sitzen bleiben werden. “Die Schulden können offensichtlich nicht in Gänze zurückgezahlt werden. Was wir am Beispiel Griechenlands gesehen haben und noch sehen werden, wird letztlich im größeren Rahmen auch für andere gelten”, sagte Breuer im Interview der Börsen-Zeitung. “Diese Länder brauchen einen Schuldenschnitt, um auf die Beine zu kommen.” Dagegen mache es wenig Sinn, Sparpläne vorzuschlagen, die die Menschen überforderten.Nach Einschätzung Breuers werden zur Bewältigung der Schuldenkrise vor allem auf Deutschland hohe Lasten zukommen, die aber tragbar seien. “Wir haben mit der Wiedervereinigung eine gewaltige Herausforderung gemeistert und werden nach meinem Eindruck nun eine ähnlich schwere Last schultern müssen, diesmal in europäischer Dimension.” Als größtes und stärkstes Mitgliedsland der EU müsse Deutschland Verantwortung übernehmen. Breuer: “Das ist nicht der Untergang Deutschlands oder das Ende des Euro oder gar Europas.”Auf die rechtliche Problematik von Bail-outs von Euro-Staaten und Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) angesprochen, sagte Breuer, er sei “außerordentlich beunruhigt darüber, dass man Verträge einfach nicht mehr einhält”. Unabhängig von der rechtlichen Seite zeigt er allerdings, gerade was Inflationsgefahren angeht, “großes Vertrauen” in die EZB, und zwar sowohl in deren Präsidenten Mario Draghi als auch in Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Wenn Weidmann vor den Folgen von Staatsanleihekäufen warne, “bin ich absolut auf seiner Seite. Einer muss den Finger heben.” Sorgen mache ihm, so Breuer, die Tatsache, dass die Bundesbank im EZB-Rat das gleiche Stimmengewicht habe wie der Vertreter Zyperns oder Maltas. Das Prinzip “one man – one vote” passe nicht in eine Jahrhundertkrise wie die heutige, bei deren Bekämpfung erhebliche Interessengegensätze evident seien. Die Lasten würden schließlich auch nicht zu gleichen Anteilen auf alle verteilt. “Das sollte in den Stimmengewichten zum Ausdruck kommen.”—– Interview Seite 5