Der Weg zum grünen Finanzsektor zieht sich

Fair Finance Week fragt "Finanzwelt - quo vadis?"

Der Weg zum grünen Finanzsektor zieht sich

Von Bernd Neubacher, FrankfurtWenn Nachhaltigkeitsbanken wie die Evangelische Bank, GLS Bank, Triodos und Oikocredit zum Auftakt ihrer Fair Finance Week “Finanzwelt – Quo vadis?” fragen und zur Debatte Gerhard Schick, den Gründer der “Bürgerbewegung Finanzwende”, sowie Karin Dohm, Global Head of Governmental Affairs der Deutschen Bank, aufs Podium laden, dann sind die Rollen schon vorab verteilt: Schick tritt im Ludwig-Erhard-Saal der Industrie- und Handelskammer Frankfurt denn auch zu einem Heimspiel an, das ihm schon während seines Vortrags mehrfach Szenenapplaus beschert, und Dohm, Repräsentantin der an diesem Abend beleuchteten Finanzwelt, gerät umgehend in die Defensive – nicht zuletzt wegen Schick.Jenseits der Vorhersehbarkeit dieses Ablaufs gebührt dem Volkswirt und Ex-Bundestagsabgeordneten der Grünen das Verdienst, in einer abstrakten Debatte das Dilemma von Banken bei ihren Bemühungen um Nachhaltigkeit mit einer einzigen Frage konkret werden zu lassen: “Wird die DWS Aktien von Aramco zeichnen?”, fragt Schick Dohm mit Blick auf den geplanten Börsengang des weltgrößten Ölproduzenten. Dohm verweist auf eine Öl- und Gasrichtlinie, welche derzeit im Konzern erarbeitet werde, und fügt mit Blick auf den jahrelangen Rechtsstreit der Bank mit dem verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch bzw. dessen Erben hinzu: “Aber ich kann mich hier nicht zu einzelnen Unternehmen äußern. Das wissen wir doch seit Kirch, oder?”Später wird Dohm aus dem Publikum zudem auf den Platz der Deutschen Bank im Emissionskonsortium für Aramco angesprochen werden. Der befindet sich zwar nur in der zweiten Reihe von 25 Instituten. Auch dort aber dürfte, wenn Hunderte von Millionen Dollar an Provisionen verteilt werden, ein erklecklicher Betrag ankommen. Kaum vorstellbar, dass das ohnehin gebeutelte Institut ein solches Mandat und seine Banker ihren Bonus für die Akquise aus freien Stücken sausen ließen, um den Finanzsektor grüner zu machen.Andererseits hat sich das Haus bei seiner jüngsten strategischen Neuausrichtung selbst auf die Fahnen geschrieben, “auf dem Weg zu Sustainable Finance” voranzugehen. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Fonds und deren Inhalte, sondern auch um Finanzierungen und das Firmenkundengeschäft, sagt Dohm. Was aber soll die Begrünung kosten dürfen? Der Weg zum nachhaltigen Finanzsektor, so viel macht die Debatte klar, wird sich ziehen.