Aktienmarkt

Ein turbulentes Jahr mit starkem Endspurt

Die meisten Aktienindizes beendeten das Jahr mit einem satten Plus. Die größten Gewinner kamen dabei aus ganz unterschiedlichen Sektoren.

Ein turbulentes Jahr mit starkem Endspurt

Ein turbulentes Jahr mit starkem Endspurt

Die meisten Aktienindizes beendeten das Jahr mit einem satten Plus. Die größten Gewinner kamen dabei aus ganz unterschiedlichen Sektoren.

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Für Aktionäre wird das Jahr 2023 in guter Erinnerung bleiben. Trotz weiterhin schwieriger Umstände, mit hoher Inflation und hohen Leitzinsen, mit anhaltenden geopolitischen Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und Nahost, konnten die großen Aktienmärkte kräftig zulegen. Der deutsche Leitindex verteuerte sich auf Jahressicht um gut 20%. Auch Euro Stoxx 50 und S&P 500 zogen im abgelaufenen Jahr ordentlich an. Der japanische Nikkei 225 konnte sogar um fast 30% zulegen.

Dabei sah es lange Zeit nicht nach einem derart starken Aktienjahr aus. Zwar waren die meisten Märkte gut in das Jahr 2023 gestartet, doch mussten sie auch in den traditionell schwierigen Sommer- und Herbstmonaten wieder ordentlich Federn lassen. Erst die Ende Oktober einsetzende Jahresendrally, von der nicht wenige Experten und Analysten befürchteten, dass sie in diesem Jahr ausfällt, machte dann aus einem passablen ein sehr gutes Aktienjahr. Die Rally befindet sich unter den sechs besten der Dax-Historie und sorgte für einen mehr als versöhnlichen Jahresausklang für Aktionäre. Nach einem für alle Assetklassen, besonders aber für Aktien schwierigen Jahr 2022 setzte 2023 nun wieder deutlich mehr positive Ausrufezeichen. Der Dax markierte neue Höchststände und kletterte zuletzt sogar über die runde Marke von 17.000 Zählern.

Rheinmetall Favorit

So grundverschieden die Jahre 2022 und 2023 aber auch waren, einige wenige Gemeinsamkeiten gibt es dann doch: Unter den größten Gewinnern im deutschen Leitindex fand sich erneut Rheinmetall wieder. Im Jahr 2022, als der russische Angriff auf die Ukraine gestartet war, legten die Titel des damals noch im MDax notierten Rüstungsherstellers über 130% zu. 2023, inzwischen im Dax, verteuerte sich das Papier angesichts anhaltender und zunehmender Konflikte um weitere 54%.

Nicht dahinter verstecken muss sich in diesem Jahr Heidelberg Materials. Der Baustoffkonzern konnte auch in diesem für die Baubranche hierzulande eigentlich schwierigen Jahr kräftig wachsen. Dank ihrer Marktmacht konnten die Heidelberger auch Preiserhöhungen durchsetzen und ihre Gewinne steigern. Auch der relativ junge Trend zur Wiederverwendung von Baustoffen schadete dem Unternehmen nicht, ganz im Gegenteil: Heidelberg Materials will bis 2030 weltweit für die Hälfte seiner Betonprodukte Recyclingmaterial verwenden. Die Aktie verteuerte sich im Jahresverlauf um knapp 52%.

Adidas gefragt

Auch die Aktie von Adidas sticht 2023 positiv heraus. Der Sportartikelhersteller konnte nach dem CEO-Wechsel von Kasper Rorsted zu Bjørn Gulden satte 44% zulegen und zählt damit zu den stärksten Dax-Werten des Jahres. Eine Trendwende, denn in den beiden vorhergehenden Jahren musste der Sportartikelhersteller einen massiven Kurseinbruch hinnehmen. Zuletzt sorgte eine Kooperation von Adidas mit dem Schuhhersteller und -händler Bata India für den indischen Absatzmarkt für positive Schlagzeilen. Auch Index-Schwergewicht und Dauerbrenner SAP konnte im Jahr 2023 im Dax weitere 44% zulegen.

Auch in einem guten Aktienjahr gibt es indes Verlierer. Am Dax-Ende finden sich nach einem für sie turbulenten Jahr die Titel von Siemens Energy und Bayer wieder, die beide über 30% an Wert einbüßten. Siemens Energy hatte mit Qualitätsproblemen bei der Windkraft-Tochter Gamesa zu kämpfen, Bayer setzten Enttäuschungen bei der Medikamentenentwicklung und Gerichtsprozesse zu. Der Online-Modehändler Zalando büßte 2023 sogar über 35% ein.

Triebfeder E-Rezept

Mit Abstand größter Gewinner im MDax waren im abgelaufenen Jahr die Papiere von Redcare Pharmacy, der neu formierten Shop Apotheke. Kurstreibend wirkte die Zulassung von E-Rezepten in Deutschland, die Anfang 2024 sogar zum Standard und für die Praxen verpflichtend werden sollen. Online-Apotheken können gegenüber der alteingesessenen Konkurrenz zudem häufig mit günstigeren Preisen punkten. Auch frühere Lieferprobleme haben sich inzwischen erheblich reduziert. Die Aktie verteuerte sich im Jahr 2023 um satte 198%.

Unter den Verlierern im MDax finden sich dagegen auffällig viele Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien wieder: SMA Solar, Encavis und Nordex mussten deutliche Abschläge hinnehmen. Noch stärker abwärts ging es auf Jahressicht allerdings für die Lieferdienste Delivery Hero und Hellofresh, die über 40 bzw. 30% an Wert verloren.

Hoffnung auf Kassenschlager

Im SDax waren die Papiere von Morphosys mit einem Aufschlag von 157% der mit Abstand stärkste Wert des Jahres. Bei dem Biopharma-Unternehmen ruhen die Hoffnungen auf einer Zulassung des Krebsmittels Pelabresib in den USA. Jüngste Studiendaten waren enttäuschend. Falls das Mittel dennoch eine Zulassung erhält, könnte es allerdings zum Kassenschlager werden. Schwächste Unternehmen im SDax waren dagegen Adtran und Verbio. Das Hardware- und Software-Unternehmen und der Bioenergie-Produzent büßten mehr als die Hälfte ihres Werts ein.

Im europäischen Stoxx 600 war im Jahr 2023 Rolls-Royce Holdings mit einem Aufschlag von über 222% die stärkste Aktie. Der Triebwerksbauer setzt statt auf Wasserstoff weiter auf die herkömmlichen, mit Kerosin betriebenen Turbinen und konnte damit bei Anlegern punkten. Zuletzt hat die US-Bank J.P. Morgan ihre Einstufung auf „Overweight“ angehoben.

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