Was haben Bill Gates, Dietmar Hopp, Hasso Plattner, der bereits verstorbene Steve Jobs, Steve Wozniak, Jeff Bezos, MacKenzie Scott (zuvor MacKenzie Bezos), Warren Buffett, Larry Page, Carsten Maschmeyer und Klaus-Michael Kühne gemeinsam? Sie sind alle mit Aktien reich geworden, vielfach dabei als Unternehmensgründer. Aber auch zahlreiche Investoren sind durch Aktien richtig reich geworden.

Doch so simpel, dass Anleger langfristig nur auf Aktien setzen müssen, um reich zu werden, ist es leider nicht. Denn nur wenige Aktien entpuppen sich als echte Reichmacher. Viele Dividendentitel erweisen sich hingegen als Rohrkrepierer, mitunter gehen auch Unternehmen pleite. Es gilt also, auf die richtigen Aktien zu setzen. Auf jeden Fall sollten die Reichmacher-Aktien im Aktiendepot vertreten sein. Sonst lohnt sich die Aktienanlage kaum oder vielleicht auch gar nicht. Anleger, die zum Beispiel nur auf die Wirecard-Aktie gesetzt hatten, oder auf KarstadtQuelle, um ein anderes Beispiel zu nennen, erlitten Schiffbruch.

„The winner takes it all.“ Dass die Outperformance von Dividendentiteln allein auf dem Wertzuwachs weniger Reichmacher beruht und die Mehrheit der Aktien schlechter abschneidet als die sichere Anlage in US-Schatzwechseln, ist wissenschaftlich belegt. Zu diesem Ergebnis kommen nämlich Hendrik Bessembinder von der Arizona State University und drei andere Wissenschaftler in der im Juli 2019 veröffentlichten Studie „Do Global Stocks Outperform US Treasury Bills?“ Analysiert wurden damals 62.000 Aktien aus 42 Ländern im Zeitraum von 1990 bis 2018.

Das Ergebnis der Untersuchung ist hochinteressant: Nur 40,5% der betrachteten Aktien konnten dabei eine höhere Rendite als amerikanische Geldmarktpapiere (US Treasury Bills) erzielen. Gleichwohl haben globale Aktien mit einem Wertzuwachs von 260% in 29 Jahren die am US-Geldmarkt erzielte Rendite deutlich geschlagen. Dies liegt an „sehr hohen Erträgen von relativ wenigen Aktien” und nicht an der Outperformance von vielen Aktien, stellt die Studie klar heraus. So sind im Untersuchungszeitraum gerade einmal fünf Aktien (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und ExxonMobil) für 8,3% des globalen Nettovermögenszuwachses durch Dividendentitel verantwortlich. Und die 811 Unternehmen mit der besten Performance, also gerade einmal 1,33% der untersuchten Aktien, kommen vollständig für den globalen Vermögenszuwachs (netto) durch Aktien auf.

Inzwischen haben Bessembinder sowie Te-Feng Chen, Goeun Choi und K.C. John Wei unter dem Titel „Long-term shareholder returns: Evidence from 64,000 global stocks“ die Ergebnisse der ursprünglichen Studie aus dem Jahr 2019 bis Ende 2022 aktualisiert. Das Ergebnis bleibt das gleiche. Der Nettovermögenszuwachs am Aktienmarkt seit 1990 ist auf wenige Aktien zurückzuführen.

Welche Titel sind nun die Top-Reichmacher weltweit seit 1990? Wie kaum anders zu erwarten stehen die US-Big-Tech-Werte an der Spitze. An erster Stelle rangiert Apple mit einer Performance von 22,4% pro Jahr seit Anfang 1990 bis Ende 2022 und einer „wealth creation“ von 2,7 Bill. Dollar (vergleiche auch Tabelle). Dahinter folgen Microsoft, Alphabet (zu denen Google gehört) und Amazon. Reichmacher finden sich jedoch nicht nur bei den großen IT-Firmen. Auch Aktien von traditionellen Industrien waren am Aktienmarkt in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. So zählen denn auch ExxonMobil, Warren Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway, Johnson & Johnson, Walmart und United Health zu den erfolgreichsten Aktienanlagen der vergangenen Jahre.

Unter den Top-Reichmacher-Aktien dominieren zwar US-Titel. Jedoch finden sich auch in anderen Ländern besonders erfolgreiche Titel. So kommt zum Beispiel Tencent auf einen sagenhaften Wertzuwachs von 37,9% im Jahr, während Taiwan Semiconductor satte 16,4% pro Jahr zugelegt haben. Reichmacher finden sich übrigens auch in Europa. So rangieren Nestlé, Novo Nordisk und LVMH unter den Titeln, welche in den vergangenen gut 20 Jahren die höchste Wertschöpfung erzielt haben.

Was bedeuten diese Ergebnisse nun für den Anleger? Eine Schlussfolgerung, die auch in der ursprünglichen Bessembinder-Studie explizit genannt wird, ist die Attraktivität von breit gestreuten passiven Aktieninvestments. Wer zum Beispiel in den MSCI World investiert, legt auch in die Gewinneraktien an. Keiner weiß heute, was die künftigen Reichmacher sein werden, doch bleiben diese eben bei einem sehr breit gestreuten Weltaktienindex nicht außen vor. In den vergangenen Jahren waren Tech-Aktien und insbesondere US-Werte die Titel, die vor allem den Mehrwert am Aktienmarkt geschaffen haben. Anleger, die international investiert haben und auch in Technologieaktien engagiert waren, haben davon profitiert. Auch künftig dürfte zumindest ein internationaler Fokus inklusive Berücksichtigung von Tech langfristig erfolgversprechend sein.

Wenn die meisten Aktien langfristig Verliererwerte sind, wird das Stock Picking, die Auswahl besonders aussichtsreicher Titel, eine sehr riskante Angelegenheit, die leicht schiefgehen kann. Die Studie rät Anlegern, die keine komparativen Vorteile bei der Aktienauswahl oder bei der Auswahl von hervorragenden aktiven Managern haben, daher eher zu breit gestreuten passiven Anlagen. Auch private Anleger, die meist auch nicht viel Zeit haben, sich um ihre Aktien zu kümmern, tun oft besser daran, in breite Aktienindizes zu investieren, als allein in Einzeltitel. Andererseits birgt gerade die Konzentration der Aktiengewinne auf wenige Top-Titel Chancen für aktive Fondsmanager. Wem es gelingt, die Dynamik der Googles, Apples, Microsofts und SAPs dieser Welt möglichst früh zu erkennen, der erzielt eine überdurchschnittlich hohe Performance.