Lufthansa verbrennt wieder mehr Geld

Cashburn-Rate steigt im Winter auf 350 Mill. Euro monatlich - Aktuell kein weiterer Finanzbedarf - Neuer Finanzvorstand

Lufthansa verbrennt wieder mehr Geld

Angesichts eines erneut darniederliegenden Flugverkehrs verbrennt Lufthansa wieder mehr Geld. Weiteren Finanzbedarf sieht das Unternehmen bei einer Liquidität von über 10 Mrd. Euro derzeit aber nicht. Laut CEO Carsten Spohr hat Lufthansa einen neuen CFO gefunden, er nannte aber noch keine Details. lis Frankfurt – Die Lufthansa hat ihre Cashburn-Rate im dritten Quartal im Vergleich zu den Vormonaten heruntergefahren, rechnet aber in der Zeit bis Jahresende damit, wieder mehr Liquidität zu verbrennen. Im Juli und Anfang August hatte sich die Nachfrage erholt, so dass zwischen Juli und September monatlich “nur” 206 Mill. Euro verbrannt wurden, im zweiten Quartal waren es noch 520 Mill. Euro gewesen. Im laufenden Vierteljahr haben die ansteigenden Infektionszahlen und neue Reisebeschränkungen die Nachfrage belastet und “die kommenden Wintermonate werden eine enorme Herausforderung sein”, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Vorlage der Neunmonatszahlen. Im vierten Quartal wird nun ein monatlicher Cashburn von rund 350 Mill. Euro erwartet, bei einer Flugkapazität, die maximal ein Viertel des Vorjahresangebots erreichen wird. Einen positiven operativen Cashflow schaffen werde Lufthansa erst, wenn das Angebot wieder rund 50 % des Vorkrisenniveaus erreicht hat, so der Lufthansa-Chef. Wann genau das sein wird, sei nicht absehbar. Allerdings rechnet Spohr damit, 2021 in einzelnen Monaten cashpositiv abschließen zu können.Nachfragen nach weiterem Finanzbedarf erteilte Spohr am Donnerstag eine Absage. “Wir sind für das Gesamtjahr 2021 in einer stabilen Situation.” Zum 30. September verfügte Lufthansa über eine Liquidität von 10,1 Mrd. Euro, von denen 6,3 Mrd. Euro noch nicht genutzte Staatshilfen sind. Mit der Rückzahlung dieser Schulden kann die Lufthansa 2023 beginnen, so sei es mit dem Bund vereinbart – wobei Teile des KFW-Kredits über 1 Mrd. Euro bereits von 2021 oder 2022 an zurückgeführt werden können.Alle Bemühungen zielen derzeit darauf ab, den Cash-Abfluss zu minimieren, betonte Spohr. “Wir fliegen nur, wenn der Flug cashpositiv ist.” Dabei helfe die aktuell hohe Nachfrage nach Frachtkapazität. “Wir fliegen viele Langstreckenflüge ohne Passagiere oder mit nur wenigen Reisenden, nur wegen der Fracht”, erklärt der Lufthansa-Chef, der sich im nun anlaufenden Weihnachtsgeschäft noch eine höhere Frachtnachfrage erhofft. Während die Airlines des Konzerns darben, ist die Tochter Lufthansa Cargo auf Rekordkurs. Deren bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag nach neun Monaten bei 446 Mill. Euro, vor einem Jahr war noch ein Verlust von 33 Mill. Euro angefallen. Angesichts eines negativen Ebit von fast 3,7 Mrd. Euro, das bei den Netzwerk-Carriern der Lufthansa zusammenkam, ist das aber nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Kein Hedging mehrAllerdings hatte Spohr nicht nur schlechte Nachrichten für die Investoren. Positive Signale sendete er zum Thema freier Cashflow. Dieser war nach neun Monaten mit rund -2,6 Mrd. Euro tief in den Miesen gelandet. Weil diese Entwicklung aber vor allem auf die Rückzahlungen für ausgefallene Flüge zurückging – allein im dritten Quartal über 2 Mrd. Euro -, ist Besserung in Sicht, da dieses Thema zu großen Teilen abgearbeitet ist. Der freie Cashflow werde daher im Schlussquartal “weniger negativ” ausfallen, kündigte Lufthansa an. Auch bei den Wertberichtigungen auf die stillgelegten Flugzeuge ist der größte Batzen abgearbeitet, was allein im dritten Quartal für einen negativen Einfluss von 1,1 Mrd. Euro sorgte. In den vergangenen Monaten außerdem die Ergebnisentwicklung verhagelt haben der Lufthansa Finanzgeschäfte zur Absicherung der Treibstoffpreise, die zuletzt mit -764 Mill. Euro zu Buche schlugen. Seit Beginn der Krise werde nicht mehr gehedgt, sagte Spohr, so dass sich diese Belastung ab dem kommenden Jahr erledigt habe.Ein weiterer Lichtblick ist für den Lufthansa-Chef, “dass ich ab dem nächsten Call zu Resultaten das nicht mehr allein machen muss”. Man sei bei der Suche nach einem neuen Finanzvorstand auf einem guten Weg. Jahresergebnisse präsentiert Lufthansa in der Regel Mitte März. Im April hatte sich Finanzchef Ulrik Svensson aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen, Lufthansa hatte zunächst auf eine Neubesetzung verzichtet und die Aufgaben des Finanzvorstands auf mehrere Manager verteilt.