MarktplatzKrieg im Nahen Osten

Das Prinzip Hoffnung

Moderat reagierten die Märkte am Montag auf den Angriff des Iran auf Israel. Der Schekel wertete auf, weil kein unmittelbarer massiver Gegenschlag erfolgte. An den Märkten reagierte das Prinzip Hoffnung.

Das Prinzip Hoffnung

Naher Osten

Das Prinzip Hoffnung

Von Kai Johannsen

An den Finanzmärkten hat zu Beginn der neuen Handelswoche das Prinzip Hoffnung regiert. In der Nacht auf vergangenen Sonntag hatte der Iran mit mehr als 300 Drohnen und Raketen erstmals einen direkten Angriff auf Israel unternommen. Erleichtert reagierten die Märkte, dass es nicht gleich zu einem massiven Gegenschlag gekommen war, Akteure hofften auf eine maßvolle Reaktion Israels auf den iranischen Angriff.

Der Schekel wertete auf. Wurden zuvor zeitweise noch 3,7679 Schekel an den Devisenmärkten für einen Dollar bezahlt, kletterte Israels Währung bis auf 3,7052 Schekel, eine Stärkung der Währung von rund 1,7% gemessen am Tageshoch. Zugegebenermaßen gehört der Schekel nicht zu den meistgehandelten Währungen an den internationalen Devisenmärkten, so dass Bewegungen der Valuta auch schnell mal in die eine oder andere Richtung liquiditätsbedingt etwas krasser ausfallen können, als von der Nachrichtenlage her gerechtfertigt erscheint. Alles in allem war an den Märkten aber eher von einer maßvollen Reaktion die Rede und nicht von Übertreibungen. In der Woche zuvor neigte der Schekel aufgrund der Befürchtungen, dass es zu einem Angriff des Iran kommen könnte, noch zur Schwäche.

Es bleibt abzuwarten, wie Israel auf den Militärschlag reagieren wird, ob es maßvoll bleibt. An den Märkten gibt es verständlicherweise die Sorge, dass es zu einer deutlichen Ausweitung des Konflikts in der Region Naher Osten kommen könnte. Und das könnte nicht nur auf den Währungsmärkten Turbulenzen auslösen, sondern auch den Ölpreis antreiben, und zwar in Richtung von 100 Dollar. Und das wiederum könnte die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem avisierten Zinskurs beeinflussen. EZB-Ratsmitglied Gediminas Simkus äußerte sich bereits entsprechend. Eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran könnte die für Juni in Aussicht gestellte EZB-Leitzinssenkung noch verhindern, so der Chef der Zentralbank Litauens. Eines ist klar: Geht der Ölpreis im Gefolge einer Eskalation im Nahen Osten durch die Decke, zieht die Inflation in Europa ohne Zweifel wieder an, und das ruft die EZB auf den Plan.

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