US-GELDPOLITIK

Alles offen

Wenn irgendetwas mit vollkommener Sicherheit in das gestrige Statement der US-Notenbank zum Zinsentscheid und die weitere Gangart in der US-Geldpolitik hineininterpretiert werden kann, dann wohl Folgendes: Es ist alles offen. Und damit kann es noch...

Alles offen

Wenn irgendetwas mit vollkommener Sicherheit in das gestrige Statement der US-Notenbank zum Zinsentscheid und die weitere Gangart in der US-Geldpolitik hineininterpretiert werden kann, dann wohl Folgendes: Es ist alles offen. Und damit kann es noch in diesem Jahr, und zwar im Dezember, zur ersten Zinsanhebung seit der Finanzkrise kommen – oder 2016 oder noch später.Fed-Chefin Janet Yellen hält sich alle Optionen offen. So war es gestern, und so war es auch schon im September. Die US-Währungshüter stellen fest, dass die Wirtschaft in gemäßigtem Tempo zulegt, sie sehen aber auch Risiken für den Wirtschaftsausblick. Der Arbeitsmarkt sei fast im Gleichgewicht. Einmal mehr wurde auch betont, dass die Zinsen angehoben werden, sofern es zu weiteren Verbesserungen am Arbeitsmarkt gekommen ist und wenn sich die Notenbank einigermaßen sicher sein kann, dass sich die Inflation wieder in Richtung des Zielwertes der Fed von 2 % bewegt. Das hat man nun aus den Reihen der Fed-Vertreter und auch bei früheren Statements schon gehört und bedeutet alles und nichts zugleich.So manch einer im Markt hatte darauf gesetzt, dass Yellen & Co. nun zu einer schärferen Rhetorik greifen werden und damit deutlicher als bisher klarmachen, ab wann denn nun mit dem Zinsschritt zu rechnen ist. Das ist nicht geschehen – wieder einmal.So langsam muss man konstatieren, dass der Fed für einen Schwenk in der Geldpolitik mittlerweile ein wenig die Zeit davonläuft. Und so mancher Analyst macht auch darauf aufmerksam, wie es um die US-Konjunktur bestellt ist. Die Wirtschaft befindet sich näher an der nächsten Rezession, als das Ende der vorigen Rezession entfernt ist. Das macht eine Zinsanhebung nicht gerade einfacher für die Fed. Zudem müssen die US-Notenbanker weitere Störfeuer einkalkulieren. Die könnten aus China kommen in Form von Zinssenkungen und Abwertungen. Die Chinesen haben es im September begrüßt, dass die Amerikaner die Zinsen nicht angehoben haben. Verständlich, denn Abzug von Kapital ist in einer schwächeren Wirtschaftsverfassung nicht gerade erwünscht.Und dann bleibt da ja auch noch die Europäische Zentralbank. Ziemlich deutlich haben die europäischen Währungshüter eine Ausweitung ihrer ohnehin schon lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt. Und diese werden sie im Dezember wohl auch liefern. Das schwächt den Euro und stärkt den Dollar. Für die Fed wird es dann im Dezember nicht unmöglich, die Zinsen anzuheben, aber es wird sehr, sehr schwer.