Leo Varadkar ist der erste irische Premierminister, der in seinem eigenen Wahlkreis nicht auf Anhieb wiedergewählt wurde. Erst im fünften Schritt des Auszählungsverfahrens war klar, dass er sein Mandat im Dáil Éireann behält. Regierungschef wird er wohl nicht mehr. Sollten sich die Parteien der Mitte zu einer großen Koalition zusammenraufen, ginge der Job wohl an Micheál Martin, den Chef von Fianna Fáil. Mit Außenpolitik kann man eben keine Wahlen gewinnen. Der Brexit mag für Irland noch lange nicht vorbei sein. Varadkar brachte sein resolutes Auftreten gegen Großbritannien dennoch keine Stimmen. Stattdessen holte die nationalistische Sinn Féin, einst der politische Arm der IRA, die meisten Erststimmen. Sie hatte – ganz im Stil des britischen Linkspopulisten Jeremy Corbyn – die Misere im Gesundheitswesen und am Häusermarkt thematisiert. Die Regierungsbildung könnte sich noch lange hinziehen. In London sollte man sich allerdings nicht ins Fäustchen lachen. Sinn Féin hat noch weniger Interesse, den Briten einen versöhnlichen Abschied aus der EU zu ermöglichen. hip