Europäische Unternehmen in China

Wachsende China-Skepsis bei EU-Unternehmen

Europäische Unternehmen in China schätzen die Profitabilität ihrer dortigen Geschäfte pessimistischer denn je ein. Die konjunkturellen Herausforderungen führen zu verminderter Investitionsbereitschaft, zeigt die neue Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in China.

Wachsende China-Skepsis bei EU-Unternehmen

Wachsende China-Skepsis bei EU-Firmen

Umfrage zeigt rekordtiefes Investitionsvertrauen – Knackpunkt Konjunktur

nh Schanghai
Kommentar Seite 2

China verliert an Glanz als präferiertes Investitionsterritorium für europäische Unternehmen. Das zeigt eine Erhebung der EU-Handelskammer in China. Als Hauptgrund für die Skepsis bei geschäftlichen Chancen und damit auch für die zögerlichere Investitionsbereitschaft gelten konjunkturelle Herausforderungen und gedämpfte Wachstumsperspektiven. Mehr als ein Viertel der befragten europäischen Unternehmen mit China-Präsenz äußert sich pessimistisch zur aktuellen Geschäftsentwicklung vor Ort. 44% schätzen das künftige Wachstumspotenzial verhaltener ein.

Bedeutungsverlust als Top-Ziel

Die am Freitag veröffentlichte jährliche Business Confidence Survey der EU-Handelskammer in China wartet parallel mit Negativrekorden in Sachen aktueller und künftiger Investitionsbereitschaft im Reich der Mitte auf. Von den 529 Teilnehmern an der Erhebung bezeichnen nur noch 15% China als wichtigste Destination für ihren ausländischen Investitionsauftritt. Beim Blick in die Zukunft sehen noch 13% China auch als künftiges Top-Ziel an. Das ist der niedrigste Wert seit dem Beginn entsprechender Umfragen der Kammer. Vor drei Jahren, also in der Pandemie, nannte mehr als ein Viertel der EU-Firmen China als wichtigsten Zielort für ihre Engagements.

Noch kein Rückzugsgefecht

Der negative Trend ist allerdings nicht als Rückzugsgefecht ausländischer Investoren aus China zu verstehen, erklärte Kammerpräsident Jens Eskelund bei der Vorstellung der Business Confidence Survey in Peking. Bei mehr als zwei Dritteln der Firmen zählt China weiterhin zu den fünf wichtigsten Investment-Standorten. Was man allerdings sieht, ist eine strategisch motivierte Diversifikation von Investitionsströmen, wobei eine Reihe von asiatischen Ländern wie Indien, Thailand und Vietnam im Standortwettbewerb mit China an Attraktivität zugelegt haben.

Konjunktur macht am meisten Sorgen

Oft gelten geopolitische Faktoren sowie Wettbewerbshindernisse und unfaire Behandlung in China als wichtige Gründe für eine nachlassende Investitionsbereitschaft. Aus der neuen Erhebung geht allerdings eindeutig hervor, dass die Hauptsorgen der EU-Firmen in China an konjunkturelle Faktoren und die Wachstumsdynamik geknüpft sind.

Diesmal listen 55% der Unternehmen Chinas gedämpfte Wirtschaftsperspektiven mit Auswirkungen auf ihr Geschäft bei den wichtigsten Herausforderungen auf. 2023 waren es noch 36%. Eskelund zufolge hat bei all den Erhebungen der Vergangenheit niemals ein einzelner Sorgenfaktor binnen eines Jahres so stark an Gewicht zugelegt.