WERTBERICHTIGT

Delisting schmeckt bitter

Börsen-Zeitung, 14.1.2021 Anders als im viel kritisierten Fall Rocket Internet gibt es bei Centrotec gute und nachvollziehbare Gründe für den Rückzug von der Börse. Der stichhaltigste: Das Unternehmen hat den Zugang zu frischem Eigenkapital über den...

Delisting schmeckt bitter

Anders als im viel kritisierten Fall Rocket Internet gibt es bei Centrotec gute und nachvollziehbare Gründe für den Rückzug von der Börse. Der stichhaltigste: Das Unternehmen hat den Zugang zu frischem Eigenkapital über den Finanzmarkt in 22 Jahren Börsennotierung nie genutzt und rechnet auch künftig nicht damit. Das Listing allerdings verursacht jede Menge Kosten und Aufwand. Der Rückzug von der Börse verläuft deshalb im Schatten der aufsehenerregenden und breit diskutierten Rocket-Internet-Transaktion ganz geräuscharm. Doch ein bitterer Beigeschmack bleibt. Denn selbst der ansonsten wenig umstrittene Fall Centrotec zeigt, wie fragwürdig die Methode zur Festlegung der Höhe des Erwerbsangebots ist. Der Großaktionär profitiert mit seiner niedrigen Offerte, die sich am Durchschnittskurs des letzten halben Jahres orientiert, vom Blick in die Vergangenheit, obwohl Anleger an der Börse doch Zukunftsaussichten handeln. Zugegeben: Es mag auch einige gute Gründe für die gesetzlich festgelegte Methode geben, doch sollten faire Bewertungen in Delisting-Fällen gerichtlich überprüfbar sein. ak