FUNKTÜRME

Investoren auf Sendung

Das IPO-Jahr in Deutschland beginnt nach der längeren Flaute nun vielversprechend. Noch im ersten Quartal will der Online-Autohändler Auto1 den Auftakt machen - mit einer erwarteten Bewertung von 6 Mrd. Euro. Doch den mit Abstand größten Börsengang...

Investoren auf Sendung

Das IPO-Jahr in Deutschland beginnt nach der längeren Flaute nun vielversprechend. Noch im ersten Quartal will der Online-Autohändler Auto1 den Auftakt machen – mit einer erwarteten Bewertung von 6 Mrd. Euro. Doch den mit Abstand größten Börsengang des Jahres dürfte wohl die Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers mit 20 Mrd. Euro über die Bühne bringen. In Zeiten von Nullzins und geringen Anleiherenditen begeistern sich Großinvestoren wie Pensionsfonds und Private-Equity-Fonds für das Funkturmgeschäft, weil die Digitalisierung in der Coronakrise mit dem teuren Ausbau der 5G-Netze beschleunigt vorankommt und weil die Vermietung der Antennen an die Mobilfunkanbieter verlässlich im Voraus berechenbare Erträge abwirft. Homeoffice und E-Schooling tragen zur Nachfrage bei.Wie begeistert die Investoren von den Perspektiven des Funkturmgeschäfts sind, zeigt jetzt noch einmal der M&A-Deal des Telekomkonzerns Telefónica. Die Spanier verkaufen knapp 31 000 Sendemasten der Tochter Telxius, an der der Finanzinvestor KKR mit 40 % beteiligt ist. Die Antennen – oft auf Hausdächern – in Deutschland, Spanien, Brasilien, Peru, Chile und Argentinien gehen für insgesamt 7,7 Mrd. Euro in bar an den US-Konzern und mit 183 0000 Sendemasten weltweit größten Funkturmbetreiber American Tower. Telefónica reduziert durch den Deal ihre Verbindlichkeiten um 4,6 Mrd. Euro – und American Tower baut sich mit dem Deal ein großes Standbein in Europa auf. Schon wird den Amerikanern auch ein Interesse an der Übernahme des europäischen Marktführers Cellnex aus Spanien nachgesagt.Telekommunikationskonzerne haben rund um die Welt in den vergangenen Jahren ein Viertel ihrer Mobilfunkmasten ausgegliedert und für hohe Milliardenbeträge verkauft oder an die Börse gebracht. Der Abverkauf beschleunigt sich sogar. Die Konzerne brauchen die Erlöse dringend, um ihre Schuldenberge abzutragen und in Technik zu investieren. Gleichzeitig ermöglicht die Bündelung der Funktürme bei separaten Betreibern, dass sich mehrere Mobilfunkanbieter dieselbe Infrastruktur teilen und so die Kosten senken.Der Kapitalmarkt mischt dabei immer wieder kräftig mit. Vor kurzem hat sich Europas größter Funkturmkonzern Cellnex ohne Probleme 4 Mrd. Euro frisches Kapital für weitere Zukäufe an der Börse besorgt. Auch die Deutsche Telekom hat ihre Masten in die Tochter Deutsche Funkturm ausgegliedert und kann nun bei Bedarf einzelne Landesgesellschaften versilbern.