WERTBERICHTIGT

Angebot schafft keine Nachfrage

Börsen-Zeitung, 7.8.2020 Sie lassen sich nicht einfach herbeischreiben, die Negativzinsen. Dabei hätte es so manch ein britischer Kommentator gerne gesehen, wenn die Bank of England im Gleichschritt mit der EZB marschieren würde. Am Ende ließ sich...

Angebot schafft keine Nachfrage

Sie lassen sich nicht einfach herbeischreiben, die Negativzinsen. Dabei hätte es so manch ein britischer Kommentator gerne gesehen, wenn die Bank of England im Gleichschritt mit der EZB marschieren würde. Am Ende ließ sich Notenbankchef Andrew Bailey aber lediglich die Möglichkeit offen, zu einem späteren Zeitpunkt auf das Modethema zurückzukommen. Für die Realwirtschaft spielt es angesichts der zahlreichen staatlichen Hilfsprogramme für Unternehmen zwar ohnehin keine Rolle, ob das Zinsniveau auch nominal negativ wird. Doch scheinen Bailey rechtzeitig Zweifel an dem Glaubenssatz der Mainstream-Ökonomie gekommen zu sein, dass sich jedes Angebot selbst eine Nachfrage schafft. Kredite stünden reichlich zur Verfügung, wenn sie denn einer haben wollte. Doch das Angebot allein schafft keine Nachfrage, es bedarf auch einer Wachstumsperspektive. Baileys Zurückhaltung ist ein später Sieg von John Maynard Keynes über den französischen Nationalökonomen Jean-Baptiste Say und ein Beleg dafür, dass er in der Bank of England noch gelesen wird. hip