Wenig Spielraum für Zinssenkungen

Chefökonom der Chicago Mercantile Exchange warnt im Interview vor hartnäckiger Mietinflation

Der rapide Anstieg der US-Mietkosten und der Sprung der Hypothekenzinsen stimmen CME-Chefökonom Erik Norland besorgt. Angesichts der hartnäckigen Inflation und des US-Haushaltsdefizits drohe noch Druck auf US-Staatsanleihen.

Chefökonom der Chicago Mercantile Exchange warnt im Interview vor hartnäckiger Mietinflation

CME-Ökonom warnt vor Mietinflation

Chefvolkswirt der Chicago Mercantile Exchange blickt besorgt auf Hypothekenzinsen

xaw New York

Der Chefökonom der weltgrößten Terminbörse sieht nur einen geringen Spielraum für Zinssenkungen der Federal Reserve. „Während der Pandemie hat das Arbeitseinkommen um 10 bis 12% angezogen, derzeit befindet es sich mit einem Plus von 5,7% noch immer auf erhöhtem Niveau“, sagt der oberste CME-Volkswirt Erik Norland im Interview der Börsen-Zeitung. Für die Fed würde die geldpolitische Lockerung allerdings einfacher, wenn sich die Kennzahl wieder in Richtung der Vor-Pandemie-Level entwickelte und mit dem Produktivitätswachstum einherginge.

Zugleich legten die Mietkosten rapide zu. „Das ist Ausdruck dessen, was am Häusermarkt geschieht: Der extrem geringe Leerstand treibt die Mieten an“, sagt Norland. Gerade der Anstieg der Hypothekenzinsen hemme die Transaktionsaktivität am Häusermarkt und sorge für eine Verknappung des Angebots. Da die Mietkosten den Kaufpreisen für Immobilien normalerweise mit einem Abstand von anderthalb bis zwei Jahren folgten, sei mit neuerlichem Auftrieb der Kerninflation zu rechnen.

Druck auf Staatsanleihen befürchtet

In diesem Umfeld prognostizieren Marktstrategen verstärkten Druck auf US-Staatsanleihen. Das Finanzministerium müsse „ungeachtet der Staatsanleihen, die ohnehin fällig werden, nach aktuellem Stand jährlich mehr als 1,5 Bill. Dollar an Treasuries neu begeben“, um das Haushaltsdefizit zu finanzieren, warnt Norland. Das Überangebot an Staatsbonds werde die Renditen noch anschieben, zumal die Fed durch ihre quantitative Straffung als Abnehmerin am Primärmarkt wegfalle und der jahrzehntelange Überschuss im US-Sozialversicherungssystem seinen Zenit erreicht habe. „Nun, da die Mittel zurückgehen, veräußert die Sozialversicherung ihr Portfolio effektiv an andere Teile des Staats, die wiederum umso mehr Fremdmittel zur Finanzierung aufnehmen müssen“, erklärt Norland.

Die Renditeanstiege verschärften die Probleme am Gewerbeimmobilienmarkt und setzten Regionalbanken als wichtige Finanzierungsquelle für Kleinunternehmen unter Druck. Damit drohten noch Kaskadeneffekte in zahlreichen anderen Sektoren.

Das Interview im Volltext

Interview Seite 9