Start-up-Gründer

Elternhaus entscheidet über Unternehmergeist

Selbstbewusstsein, Kontakte, Wissen – für den erfolgreichen Sprung in die Selbständigkeit braucht es vieles, das Gründer zum Teil schon in ihrer Kindheit mit auf den Weg bekommen. Vorausgesetzt, sie haben den passenden familiären Hintergrund.

Elternhaus entscheidet über Unternehmergeist

Elternhaus entscheidet über Unternehmergeist

Start-up-Verband: Gründer kommen häufiger aus Akademikerfamilien – Sozioökonomische Stellung beeinflusst Risikoneigung

kro Frankfurt

Unternehmertum gilt noch immer als Schlüssel für mehr Wohlstand. Die Voraussetzungen dafür sind – zumindest in Deutschland – allerdings von Kindesbeinen an sehr ungleich verteilt, wie eine Studie des Start-up-Verbands und der Bertelsmann Stiftung zeigt. Demnach hängt die Gründungswahrscheinlichkeit eng mit der sozialen Herkunft und vor allem mit dem Bildungsgrad der Eltern zusammen: Von 1.800 befragten Start-up-Unternehmern und -Unternehmerinnen haben 68% mindestens einen Elternteil mit Abiturabschluss. Bei fast 60% der Gründer hat zudem mindestens ein Elternteil einen akademischen Abschluss. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sei das ein überproportional hoher Wert, heißt es in der Studie.

Neben der Bildung sei auch der berufliche Hintergrund der Eltern ein wichtiger Faktor. So gebe es bei mehr als zwei Dritteln aller befragten Gründer mindestens einen Elternteil, dessen Berufstätigkeit durch Selbständigkeit geprägt ist oder war. Der Anteil von Gründern, die aus Arbeiterfamilien kommen, ist dagegen sehr gering: Bei 6% aller Befragten war der Vater zuletzt als „Arbeiter“ tätig. Bei 4% der Teilnehmer galt das für die Mutter. „Hier zeigt sich der Effekt von Erfahrungen und Kenntnissen, die im familiären Kontext gemacht wurden, und wie diese zu einer höheren Gründungsneigung führen“, schreiben die Autoren der Studie.

Netzwerke, Motivation, Geld

Tatsächlich scheint die berufliche Stellung der Eltern sehr ausschlaggebend für die Gründungswilligkeit der nachfolgenden Generation zu sein. So würden Unternehmer ihre Kinder laut der Studie deutlich häufiger darin bestärken, ins unternehmerische Risiko zu gehen, als beispielsweise Arbeiterfamilien. Daneben spielt für potenzielle Gründer auch die Berücksichtigung der „sozioökonomischen“ Stellung der Eltern eine Rolle. So gaben in der Umfrage 70% aller Gründer mit Unternehmer-Eltern an, dass diese sie in schwierigen Situationen finanziell unterstützen könnten. Von jenen, die ihre Eltern zur Gruppe der „Arbeiter“ zählen, können sich laut der Umfrage darauf nur 14% verlassen.

Neben Motivation und Sicherheit entscheidet die berufliche Situation von Eltern auch über das Vorhandensein von Netzwerken. „Etwa zwei Drittel der Gründer aus Unternehmerfamilien geben an, im eigenen familiären Umfeld viel Kontakt zu Unternehmern und Unternehmerinnen gehabt zu haben“, heißt es in der Studie. Bei Gründern aus Beamten- und Arbeiterfamilien liege der Wert bei 14%. Solche Netzwerke würden nicht nur automatisch die Anzahl von Vorbildern und Kontakten im sozialen Umfeld erhöhen. Im Zweifelsfall gehe es dabei sogar auch um die Gewinnung von Finanzmitteln.

Darauf deutet zumindest eine Befragung der Gründer nach den genutzten Kapitalquellen hin. Demnach haben 41% der Gründer mit Unternehmer-Eltern Finanzierungen von „Business Angels“, also Einzelpersonen mit Branchenexpertise erhalten. Bei Gründern mit Arbeiter-Eltern waren es nur 23%. „Das liegt sicherlich auch daran, dass im familiären Netzwerk erfahrene Unternehmer und Unternehmerinnen vorhanden sind, die im besten Fall sogar selbst als Angel investieren“, schreiben die Autoren.