KommentarInfineon senkt erneut Prognose

Ein Zurück zur Realität

Mit einer abermals gesenkten Prognose ist Infineon in der Realität angekommen. Zuvor war der Ausblick von einem allzu großen Optimismus des Vorstands geprägt. Die Korrektur nach unten honorieren die Anleger, da nun mehr Gewissheit an der Börse besteht, wohin die Reise des Dax-Mitglieds geht.

Ein Zurück zur Realität

Infineon

Ein Zurück zur Realität

Von Stefan Kroneck

Mancher wundert sich, wenn die Aktie eines Unternehmens nach einem Gewinneinbruch und einer abermals reduzierten Prognose dennoch durch die Decke geht. Dass der Titel von Infineon nach einer Serie trüber Nachrichten einen Sprung um mehr als 13% macht, ist in der Tat überraschend.

Offensichtlich honorieren die Anleger, dass Deutschlands größter Chipkonzern in der gegenwärtigen Branchenflaute zur Realität zurückgekehrt ist. Mit dem neuen, deutlich gekürzten Ausblick herrscht für Investoren mehr Gewissheit, wohin die Reise des Dax-Mitglieds geht. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass Infineon die geschäftliche Talsohle durchschritten haben könnte, wie Vorstandschef Jochen Hanebeck signalisiert. Das sorgt für Kursfantasie, da der CEO 2024 als „Übergangsjahr“ abgehakt hat.

Unter den Analysten waren von Anfang an die Zweifel groß, dass Infineon ihre Ziele für 2024 erreicht. Das war schon zur Bilanzvorlage im Herbst so. Die Vorbehalte verstärkten sich mit der ersten Korrektur der Prognose nach unten im Februar. Hanebeck hatte ein Glaubwürdigkeitsproblem am Kapitalmarkt. Vor dem Hintergrund der zyklischen Schwäche der Chipbranche galt sein Ausblick als zu optimistisch. Die Verunsicherung der Anleger drückte sich in einem deutlichen Kursrückgang aus – ein schlechtes Zeichen für das Erwartungsmanagement von Infineon.

Nun scheint Hanebeck mit einer gedämpften Zielsetzung an der Börse mehr zu überzeugen, wenn man die Kursreaktion als Gradmesser nimmt. Dreh- und Angelpunkt des Geschäftsmodells von Infineon ist die Autosparte, welche über die Hälfte vom Umsatz ausmacht und mehr als zwei Drittel zum Ergebnis beisteuert. Die jüngsten Rückschläge im europäischen E-Auto-Markt dämpfen die Dynamik des größten Konzernzweiges. Infineon kann das mit einem ungebremst guten Geschäft in China abfedern. Damit wird aber die Abhängigkeit vom größten Einzelmarkt noch größer. Das birgt angesichts eines zunehmenden Wettbewerbsdrucks in Fernost ein Klumpenrisiko, das die Anleger derzeit offenbar verdrängen.

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