Im GesprächJacco Maters

Anthos will Präsenz in Deutschland ausbauen

Der Vermögensverwalter Anthos Fund & Asset Management möchte in Deutschland Fuß fassen. Anthos ist Teil der Cofra Holding, hinter der die Unternehmerfamilie Brenninkmeijer steht, und setzt auf werteorientierte Anlagestrategien. CEO Jacco Maters sieht dabei in der Vernetzung mit Schwesterfirmen wie Redevco und Bregal einen Vorteil.

Anthos will Präsenz in Deutschland ausbauen

Im Gespräch: Jacco Maters

„Wir planen ein deutsches Büro“

Anthos Fund & Asset Management will Präsenz ausbauen – Verstärkung im Management

Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Der niederländische Vermögensverwalter Anthos Fund & Asset Management möchte in Deutschland Fuß fassen. Anthos ist Teil der Cofra Holding, hinter der die Unternehmerfamilie Brenninkmeijer steht, und setzt auf werteorientierte Anlagestrategien. CEO Jacco Maters sieht dabei in der Vernetzung mit Schwesterfirmen wie Redevco und Bregal einen Vorteil.

Der werteorientierte Vermögensverwalter Anthos Fund & Asset Management hat eine fast einhundertjährige Geschichte – und auch ESG-Aspekte waren laut CEO Jacco Maters bereits ein Thema, lange bevor Diskussionen zu Taxonomie und Artikel-8-Kriterien auf die Tagesordnungen kamen: „Wir haben Dokumente mit Ausschlusskriterien gefunden, die mehr als 70 Jahre alt sind“, berichtet er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung in Frankfurt.

Als Anbieter von Fund-of-Funds hat Anthos mit Sitz in Amsterdam sich mittlerweile auf werteorientierte Vermögensverwaltung spezialisiert. Es gibt verschiedene Dachfonds-Strategien, die von Aktien bis hin zu Alternative Investments in ein breites Spektrum an Assetklassen investieren. Gegründet wurde Anthos, um Teile des Vermögens der C&A-Gründerfamilie Brenninkmeijer zu verwalten, ist aber ansonsten strikt vom Family Office der Familie getrennt. Vor zwei Jahren hat sich Anthos auch für professionelle externe Anleger in den Niederlanden, Belgien und der DACH-Region geöffnet. Zwölf Kunden hat Anthos nach eigenen Angaben in diesem Zeitraum bereits gewonnen.

Externes Investment Office

 „Wir sind in unserer Planung auf Kurs“, sagt Maters. Kunden zu gewinnen benötige Zeit, zumal Anthos für einige Kunden auch als Outsourced Chief Investment Office (OCIO) agiert. Das OCIO übernimmt gegen Gebühr nicht nur die Beratung zu Anlagestrategien, sondern auch die Umsetzung. „Der Kunde gibt gewissermaßen die Schlüssel zu seinem Portfolio ab“, erklärt Maters. Üblicherweise gehe es um Beträge im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. „Das ist eine Entscheidung, die nicht nach dem ersten Gespräch fällt.“

In den Niederlanden, wo das Konzept laut Maters bereits stärker verbreitet ist als in Deutschland, betreut Anthos seit Beginn dieses Jahres beispielsweise das rund 300 Mill. Euro umfassende Vermögen des Oranje Fonds, einer der größten niederländischen Stiftungen. Das Auswahlverfahren für das Treuhandmandat lief über mehrere Monate in der ersten Jahreshälfte 2023.

Stiftungen, kirchliche Organisationen und Family Offices sieht Maters auch in Deutschland als Kernzielgruppe an. Im Wettbewerb mit anderen Assetmanagern sieht Maters für Anthos einen Vorteil: „Wir bieten sowohl liquide Anlageklassen als auch alternative Assets potenziell als Dachfonds an.“ In Kombination mit der OCIO-Dienstleistung sieht der Assetmanager in diesem Bereich noch eine Marktlücke für sich im deutschen Markt. Bei den Renditezielen orientiert Anthos sich je nach Kundenwunsch an Standard-Benchmarks. Dass bestimmte Investments bei der werteorientierten Anlage ausgeschlossen sind, sieht Maters dabei nicht als Nachteil: „Ich bin überzeugt, dass man mit einem Portfolio, das Ausschlüsse berücksichtigt, dennoch die unbereinigten Benchmarks schlagen kann.“

Alternative Assets gefragt

Gerade das Interesse an alternativen Anlageklassen erlebt Maters als derzeit hoch, der Zugang sei für Family Offices oder Stiftungen ohne die richtigen Kontakte aber nicht einfach. „Neuen Investoren bleiben häufig Türen verschlossen, die wir öffnen können“, sagt Maters. Dies gelte beispielsweise für Private-Equity-Gesellschaften, mit denen Anthos oft seit Jahren zusammenarbeite.

Auch die Vernetzung mit Schwesterfirmen kann hilfreich sein: Das Immobilienunternehmen Redevco und die Beteiligungsgesellschaft Bregal sind ebenso wie Anthos Fund & Asset Management Teil der Cofra Holding, hinter der die Brenninkmeijer-Familie in mittlerweile sechster Generation steht. Die Cofra Holding hat nach eigenen Angaben mehr als 30 Mrd. Euro Assets under Management, den exakten Betrag veröffentlicht sie nicht. Davon entfallen rund 18 Mrd. Euro auf Bregal und 9 Mrd. Euro auf Redevco. Auf Anthos entfällt ein höherer einstelliger Milliardenbetrag.

Austausch mit Schwesterfirmen

Auch wenn man unabhängig voneinander investiere, gebe es mit den Schwesterfirmen regelmäßigen Austausch zu Marktthemen, sagt Maters: „Wir haben unterschiedliche Blickwinkel auf die Märkte, daraus ergibt sich ein gutes Gesamtbild.“ In Deutschland sieht Maters noch Wachstumspotenzial für Anthos, das insgesamt 70 Investment Professionals beschäftigt. Das Kernteam hierzulande besteht aus vier Leuten.

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Im dreiköpfigen Aufsichtsrat von Anthos sitzt mit Michael Schmidt zudem ein bekanntes Gesicht aus der deutschen ESG-Community. Schmidt ist u.a. Mitglied im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung, leitet die Kommission Governance & Sustainability beim Berufsverband für Kapitalmarktexperten DVFA und war bis Ende April Mitglied im Green and Sustainable Finance Cluster Germany. Die Präsenz in Deutschland will Anthos weiter ausbauen: „Wir planen, ein deutsches Büro zu eröffnen, voraussichtlich in Frankfurt“, sagt CEO Maters. Derzeit befasse man sich mit den dafür benötigten Lizenzen. Im Management hat Maters sich gerade Unterstützung an Bord geholt: In der kommenden Woche startet Marjolein van Dongen als Chief Client Officer. Die Niederländerin, die von Amundi wechselt, soll die Bereiche Kundenstrategie, Vertrieb, Relationship Management, Marketing und Kommunikation verantworten.

„Wir sagen auch Nein zu möglichen Kunden, wenn es nicht passt.“

Jacco Maters, Anthos

Bei allen Wachstumszielen bleibt der wertebasierte Ansatz für die Anthos-Verantwortlichen zentral – auch wenn das am Markt nicht immer ein Vorteil ist, wie Maters einräumt. „Es gibt Kunden, die möchten das nicht.“ Mit diesen sei eine langfristige und enge Zusammenarbeit aber ohnehin nicht vorstellbar. Entsprechend hohen Wert misst Anthos-CEO Maters daher auch den Vorgesprächen mit potenziellen Kunden bei. „Wir sagen auch Nein zu möglichen Kunden, wenn es nicht passt“, betont er. Zweimal sei dies bereits vorgekommen. „Das ist ein Luxus, den wir uns leisten können, weil wir nicht zwingend auf Wachstum angewiesen sind.“

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