MarktplatzErdgas in den USA

Wenn der Preis negativ wird

In den USA ist der Preis für Erdgas gleich in mehreren Teilmärkten negativ geworden. Dort herrscht eine Überversorgung. In Europa ist die Lage aber nach wie vor gänzlich anders.

Wenn der Preis negativ wird

US-Energiemärkte

Wenn der Preis negativ wird

Von Dieter Kuckelkorn

Am amerikanischen Markt für Erdgas ereignet sich derzeit aus europäischer Sicht Erstaunliches. Teilmärkte in drei Bundesstaaten, nämlich Texas, Kalifornien und Arizona, wiesen in dieser Woche negative Preise auf. Die Anbieter zahlten also den Abnehmern Geld dafür, dass sie deren Erdgas akzeptierten. Nun ist die Situation in den USA zweifellos eine besondere und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass es Ähnliches in Europa geben könnte. Dennoch wirft dies ein Schlaglicht auf die gegenwärtige Überversorgung mit Erdgas.

In den USA fördern die Produzenten von Schieferöl nicht nur den flüssigen Energieträger, sondern zwangsläufig auch große Mengen an Erdgas. Dieses darf aus Umweltschutzgründen in der Regel nicht mehr einfach abgefackelt werden, also wird es als Kuppelprodukt verkauft. Dass es derzeit praktisch nichts mehr einbringt, stört vor allem die reinen US‐Erdgasproduzenten, diejenigen Unternehmen, die hauptsächlich Öl fördern, hingegen deutlich weniger. Wie kam es nun zum Negativpreis? Einige Gaspipelines, die das Gas aus dem Permian-Becken im Süden der USA abtransportieren, sind ausgefallen. Zudem gibt es auch technische Probleme mit Terminals, die Gas verflüssigen und vornehmlich nach Europa verschicken.

In Europa hingegen ist die Versorgungslage deutlich weniger günstig, insbesondere wenn es, wie immer wieder diskutiert, zu neuen EU-Sanktionen gegen russisches LNG-Erdgas kommt, von dem Europa nach wie vor große Mengen importiert. Und trotz der aktuell guten Versorgung kann auch rasch wieder ein Mangel entstehen, wenn beispielsweise die Konflikte im Nahen Osten die Exporte der Gas-Großmacht Katar unterbinden.

Nicht übersehen werden sollte auch, dass die rekordhohe Öl- und Gasproduktion in den USA ein Strohfeuer darstellt. Viele Analysten sind der Meinung, dass den USA bereits in zehn Jahren das Öl ausgehen könnte. Dass der Energieträger dann bereits durch die weltweite Energiewende nicht mehr benötigt wird, ist nicht zu erwarten. Andere Akteure am Ölmarkt wie die Opec plus denken und planen deutlich langfristiger.

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