Im BlickfeldCSR-Berichte zu deutschen Banken

Sparkassen legen bei ESG-Berichten zu

Die Auswertung der CSR-Berichte deutscher Banken durch Zielke Research zeigt erhebliche Verbesserungspotenziale. Am besten haben KfW, Taunus Sparkasse und Helaba abgeschnitten. Schlusslichter bilden GLS Bank, Dortmunder Volksbank und VR Rosenheim-Chiemsee.

Sparkassen legen bei ESG-Berichten zu

Sparkassen glänzen bei Nachhaltigkeitsberichten

Die jährliche Auswertung der CSR-Reports durch Zielke Research zeigt bei deutschen Banken erhebliches Verbesserungspotenzial. Neue internationale Standards bringen höhere Anforderungen für die Häuser.

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Die Ergebnisse der Untersuchung sind in Teilen blamabel. „Es gibt CSR-Berichte, die sind nicht würdig, so genannt zu werden.“ So die Einschätzung von Carsten Zielke, der mit seinem Analysehaus erneut die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Banken durchforstet hat. „Zum Teil wird uns gesagt, man gebe lieber Gelder für Nachhaltigkeitsprojekte aus und nicht für das Berichtswesen“, sagt Zielke.

Kein Hexenwerk

Untersucht wurden 110 Nachhaltigkeitsberichte von Privat- und Geschäftsbanken, Sparkassen und VR-Banken mit einer Bilanzsumme von über 5 Mrd. Euro und mit mehr als 500 Mitarbeitern aus dem Jahr 2022. „Es ist kein Hexenwerk, auch für eine kleinere Bank einen vernünftigen, transparenten und aussagefähigen CSR-Bericht zu erstellen.“ Das zeigen die guten Werte vieler kleiner Häuser. Es gehe darum aufzuschreiben, was man in dem Bereich macht, oder aufzuzeigen, was man machen werde. „Einzelne Häuser machen aber weder das eine noch das andere“, so der Analyst.

Diejenigen, die gute Berichterstattung liefern, hätten verstanden, wohin die Reise gehe. Durch die künftigen Auflagen müssten sich die Banken künftig noch stärker mit dem Thema beschäftigen. „Zunehmend suchen sich Geschäftspartner ihre Bank und Versicherung danach aus, wie diese nach CSR bewertet sind. Da reicht ein Lippenbekenntnis nicht mehr, da sind harte Fakten gefragt.“

KfW liegt vorn

Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (Environment, Social und Governance) wurden bei der Bewertung gleich gewichtet. Die besten drei Banken waren die KfW, die Taunus Sparkasse und die Helaba. Die niedrigsten Bewertungen hatten die GLS Bank, die Dortmunder Volksbank und die VR Rosenheim-Chiemsee.

Überzeugend waren bei der KfW etwa die Ausführung zur Frauenquote. So heißt es in dem Bericht: „So soll eine Zielquote von 40,0% bei den Teamleitungen und von 25,0% bei den Bereichsleitungen erreicht werden. (...) Vor diesem Hintergrund hat die KfW im Jahr 2021 ein Projektteam bestehend aus Beschäftigten aller HR-Abteilungen und der Gleichstellungsbeauftragten sowie ihrer drei Vertreterinnen etabliert.“

Elan lässt nach

Zwar hätten sich die Ergebnisse insgesamt verbessert, doch der Elan der Banken bei der CSR-Berichterstattung habe spürbar nachgelassen. Zielke: „Im Bereich Umwelt strengen sich die Institute zwar weiter an, aber bei sozialen Themen und bei Corporate Governance sieht es schlechter aus als im Vorjahr.“

Insgesamt haben sich die Ergebnisse in allen drei ESG-Bereichen verbessert. Gerade die Sparkassen haben im Umweltbereich zugelegt, während die Privat- und Geschäftsbanken im Governance-Bereich punkten. Die VR-Banken verlieren dagegen Punkte, vor allem im sozialen Bereich.

Sparkassen am stärksten

„Unter den drei Institutsgruppen legen sich die Sparkassen am stärksten ins Zeug. Bei den Sparkassen gibt es auch auf Ebene der Verbände Initiativen, die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern“, sagt Analyst Zielke.

Bei dem Umweltteil wurde das Augenmerk zum Beispiel auf konkrete Maßnahmen zu CO2-Reduzierung, Ökostromanteil, CO2-Ausstoß, ESG in der Kreditvergabepolitik und Taxonomiequote gelegt.

Im Umweltbereich liegt Unicredit Group vorne

Die besten drei Banken im Umweltbereich sind die Unicredit Group mit 4,87 Punkten, gefolgt von der Kreissparkasse Reutlingen mit 4,77 Punkten und der Kreissparkasse Göppingen mit 4,56 Punkten. Diese Banken zeichnen sich besonders durch Umweltengagement aus. Bei der Sparkasse Reutlingen heißt es beispielsweise im Bericht: „Das Unternehmen legt die Treibhausgas(THG)-­Emissionen entsprechend dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol oder darauf basierenden Standards offen und gibt seine selbst gesetzten Ziele zur Reduktion der Emissionen an. (...) Die THG­-Emissionen des Berichtsjahres in Höhe von insgesamt 844 Tonnen wurden 2023 kompensiert.“ Damit sei der Geschäftsbetrieb der Sparkasse weitgehend treibhausgasneutral.

Die Helaba zählt in der Kategorie Umwelt ebenfalls zu den Top 10 und bietet ihren Kunden nach Beobachtung von Zielke Research im ESG-Bereich eine Vielfalt an nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeiten an. Die drei Banken mit den wenigsten Umweltpunkten sind die Dortmunder Volksbank eG (−0,31 Punkte), die Landesbank Berlin (−0,33 Punkte) sowie die Sachsen Finanzgruppe (−0,33 Punkte). Hier hätten kaum Informationen vorgelegen.

Frauenquote im Fokus

Soziale Kriterien in der Analyse der CSR-Berichte sind Inklusion, Frauenquote, gesellschaftliches Engagement durch Spenden, Work-Life-Balance und Gesundheitsmanagement. Im Bereich Soziales liegen die Sparkassen deutlich vorne, auch wenn der Frauenanteil bei den Privat- und Geschäftsbanken am höchsten ist. Die Sparkassen würden auch bei den Kundenbefragungen punkten und bemühten sich stark, körperlich benachteiligte Mitarbeiter zu integrieren. VR-Banken enttäuschen nach Ansicht von Zielke auf ganzer Linie (bis auf die Frauenquote).

Die besten drei Banken im sozialen Bereich: die Stadtsparkasse Wuppertal mit 5,58 Punkten, die Taunus Sparkasse mit 5,50 Punkten und die DZ Bank mit 5,08 Punkten.

Die Letztplatzierten sind die Landeskreditbank Baden-Württemberg mit −0,8 Punkten, die Dortmunder Volksbank mit −1,25 Punkten und die Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee mit −2,5 Punkten.

Mangelhafte Transparenz

„Im Governance-Bereich ist insbesondere der CRR-Teil schwach, weil der Gesetzgeber mehr Freiräume zugelassen habe und die Angaben lückenreicher geworden seien. Am besten sieht es in dem Punkt bei den börsennotierten Gesellschaften aus, während die Förderbanken die Ausnahmeregelungen nutzen und kaum etwas zu den Themen sagen.“ CRR-Angaben seien weit mehr als Finanzdaten. Es gehe darum, die Risikomanagementprozesse transparent zu machen. „Es geht auch um die Frage, ob ein Institut die nächsten Jahre überlebt. Das ist ein Teil von Nachhaltigkeit“, sagt Zielke.

Enormes Aufholpotenzial

Angesichts der Einführung der europäischen bzw. internationalen Nachhaltigkeitsberichtsstandards ist das Aufholpotenzial vieler Banken enorm. Die Europäische Union hat mit der Verabschiedung eigener Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) im Rahmen der CSRD einen Meilenstein in der Berichterstattung gesetzt. Noch nie sei weltweit in dieser Tiefe über Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen berichtet worden.

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