Bettina Orlopp im Interview

Commerzbank-Finanzvorständin erlebt die Renaissance der Filiale

Von einer Renaissance der Filiale spricht die Finanzchefin der Commerzbank, Bettina Orlopp, im Interview der Börsen-Zeitung. Mit dem Ende der Pandemie seien Kunden wieder in die Zweigstellen geströmt. Mit den aktuell bundesweit rund 400 Filialen der Commerzbank fühlt Orlopp sich wohl.

Commerzbank-Finanzvorständin erlebt die Renaissance der Filiale

Commerzbank-CFO Orlopp erlebt die Renaissance der Filiale

lee Frankfurt

Commerzbank-Finanzvorständin Bettina Orlopp sieht die Restrukturierung des Hauses als weitgehend beendet an und will sich unter anderem auf die Vertiefung des Kundengeschäfts fokussieren, also mehr Erträge pro Kunde generieren. „Die Zeiten der großen Einschnitte, in denen wir von A bis Z alles durchgegangen sind, liegen hinter uns“, sagt die stellvertretende Vorstandschefin im Interview der Börsen-Zeitung.

Wettbewerb um Kundeneinlagen

Im mit der Zinswende wieder entflammten Wettbewerb um Kundeneinlagen kann die Commerzbank Orlopp zufolge mithalten: Die Einlagen seien in den ersten drei Quartalen gesteigert worden. Sie gehe davon aus, die Einlagen im Firmenkundengeschäft bis 2027 relativ stabil zu halten und im Privatkundengeschäft um 3% pro Jahr steigern zu können. Ziel sei, stärker zu wachsen als der Wettbewerb.

400 Niederlassungen

Mit den aktuell bundesweit rund 400 Filialen der Commerzbank fühlt Orlopp sich wohl. Damit sei die Großbank „richtig aufgestellt“. Die Filiale hat ihrer Ansicht weiterhin eine Daseinsberechtigung. „Überraschenderweise haben wir nach dem Ende der Pandemie eine kleine Renaissance der Filiale erlebt“, sagt Orlopp. „Manche Kundinnen und Kunden kommen wieder in die Filiale und suchen den persönlichen Kontakt. Auch die Bargeldnutzung hat wieder zugenommen.“

Dass viele Menschen hierzulande anders agieren als beispielsweise in den Niederlanden oder in Skandinavien, wo die Digitalisierung viel weiter vorangeschritten sei, bezeichnet sie als „ein kulturelles Phänomen in Deutschland“. 

Kritisch für den Standort

Um den Standort Deutschland zu stärken, müssten vor allem drei Dinge angegangen werden: Energiekosten, Bürokratie und Fachkräftemangel. "An allen drei Themen müssen wir arbeiten", mahnt Orlopp. "Sonst wird die Investitionsneigung in Deutschland auf Dauer nicht so sein, wie wir sie haben wollen und wie wir sie brauchen – als Bank und als Standort."