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Heißer Sommer

Die Apple-Aktie beeinflusst gewöhnlich nicht den Euro-Dollar-Kurs. In der abgelaufenen Woche war es jedoch ein bisschen anders, wenngleich die Wirkung auch indirekt war. Dabei waren von Apple weniger Klagen über den starken Dollar zu vernehmen als...

Heißer Sommer

Die Apple-Aktie beeinflusst gewöhnlich nicht den Euro-Dollar-Kurs. In der abgelaufenen Woche war es jedoch ein bisschen anders, wenngleich die Wirkung auch indirekt war. Dabei waren von Apple weniger Klagen über den starken Dollar zu vernehmen als von anderen US-Konzernen, deren Gewinne in der Eurozone zusammenschmelzen. Offenbar ist die Preissetzungsmacht des Konzerns noch immer stark. Ein Gewinn- und ein Umsatzsprung um je rund ein Drittel sprechen Bände. Die Anleger reagierten darauf jedoch wie beim Biss in einen zu früh geernteten Apfel von hessischen Streuobstwiesen: mit säuerlichem Gesicht. Die Apple-Aktie brach ein und verdarb das Sentiment am globalen Aktienmarkt. Wenn selbst Apple nicht mehr für steigende Kurse sorgen kann, zeigt dies, wie hoch die Erwartungen an das Gewinnwachstum inzwischen sind – und wie groß das Enttäuschungspotenzial ist.Und damit zurück zum Euro-Dollar-Kurs, der in gewisser Weise nämlich auch von Apple bzw. mit Enttäuschung aufgenommenen Firmenbilanzen – man denke nur an den Kursrückgang bei Daimler trotz kräftigen Margenanstiegs – geprägt wird. Dazu trägt bei, dass die Rolle des Euro am Devisenmarkt sich wegen der extrem niedrigen Zinsen in der Eurozone verändert hat. Der Euro ist inzwischen zu einer Finanzierungswährung geworden, in der sich Anleger in Phasen positiver Marktstimmung verschulden, um in höher verzinste Währungen wie den US-Dollar, die norwegische Krone oder auch Schwellenländer-Valuten zu gehen. Kippt die Stimmung am Markt, so werden diese riskanten Carry Trades schnell wieder abgewickelt. Ein gutes GeschäftDas erklärt, warum der Euro-Dollar-Kurs bei risikoaverser Stimmung z. B. infolge einer Zuspitzung in der Griechenland-Krise oder enttäuschender Quartalsberichte steigt und umgekehrt bei optimistischer Stimmung fällt. Im bisherigen Jahresverlauf war dieser Euro-Carry übrigens ein gutes Geschäft. Zum Schweizer Franken, der aber auch von Freigabe des Kurses profitierte, waren es fast 15 %. Aber auch zum Dollar ließen sich mittels Euro-Carry laut Bloomberg-Daten 7,8 % verdienen. Solange die Bilanzsaison noch andauert, dürften auch die Quartalszahlen der Unternehmen über den Carry Trade den Euro beeinflussen. Dieser Einfluss wird jedoch in zwei bis drei Wochen deutlich nachlassen. Ohnehin werden die Märkte in der nächsten Zeit immer stärker im Bann der Spekulationen über die bevorstehende US-Zinswende stehen. Nach den jüngsten Äußerungen führender Fed-Vertreter gilt eine Zinserhöhung in der zweiten Jahreshälfte als ausgemacht. Der Marktkonsens rechnet derzeit zwar eher mit dem “Lift-off” im Dezember. Doch die Märkte stellen sich zunehmend auf September ein. Seit Monatsbeginn haben sich die Zuflüsse in Dollar-Anlagen verstärkt, wie die BNY Mellon feststellte. Dies sei auch ein Ausdruck der wachsenden Erwartung, dass es in diesem Jahr doch noch zu zwei Fed-Zinsschritten kommen könnte. Auf diesem Weg würde sich die Notenbank geldpolitischen Spielraum für eine erneute Konjunkturabkühlung oder eine geopolitische Krise schaffen. Zwei Zinsschritte bedeuten jedoch: Keine zwei Monate mehr bis zur nächsten Fed-Zinssitzung am 17. September.Damit steigt der Druck auf die Fed, einen Zinsschritt auch kommunikativ vorzubereiten. Am Markt wird erwartet, dass die Notenbankchefin Janet Yellen die Märkte so weit auf diesen wohl historischen Schritt vorbereiten möchte, dass die Zinserhöhung bei deren Verkündung bereits vollkommen eingepreist ist. Folglich dürften in den nächsten Wochen Konjunkturdaten und Äußerungen von Fed-Vertretern noch stärker als sonst auf ihre Relevanz für die Geldpolitik abgeklopft werden. Das lässt starke Ausschläge bei den Treasuries und den Währungen erwarten, zumal viele Marktakteure für einen Lift-off im September noch nicht positioniert sind. Wie groß das Potenzial ist, machte zuletzt die LBBW deutlich: Sie rechnet mit der ersten Zinserhöhung in zwei Monaten und sieht für dieses Szenario den Euro Ende September bei 1,05 Dollar.Auch wenn der Euro im September dort stehen sollte, es wird mit Sicherheit nicht linear in diese Richtung gehen. Vielmehr dürfte es je nach Datenlage oder Fed-Äußerungen schnell in die eine oder andere Richtung gehen. Schon jetzt ist die Volatilität am Devisenmarkt bereits fast doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Da der Euro-Dollar-Kurs durch die Carry Trades verzerrt ist, dürfte die kurzlaufende zweijährige US-Anleihe der wohl bessere Indikator für Zinserwartungen sein. Aber auch ihre Rendite dürfte starke Schwankungen zeigen. Den Anlegern steht ein heißer Sommer bevor.