Industrieversicherung wird teurer

Makler Marsh beziffert Preisanstieg im zweiten Quartal auf 15 Prozent

Industrieversicherung wird teurer

dpa-afx München – Unternehmen müssen 2020 trotz angespannter Lage erheblich mehr für ihre Versicherungen bezahlen. Der Hauptgrund: Viele Versicherer haben in den vergangenen Jahren im Geschäft mit Industrie- und Gewerbekunden Verluste eingefahren. “Es wurde über Jahre in der Industrieversicherung kein Geld verdient”, sagt Thomas Olaynig, Geschäftsführer des Indus-trieversicherungsmaklers Marsh in Deutschland. “Die Versicherer erhöhen ihre Preise stark und reduzieren die Kapazitäten drastisch.” Für das zweite Quartal beziffert Marsh den durchschnittlichen Preisanstieg in Europa auf 15 %. In den vergangenen Jahren sind die Schäden ganz erheblich gestiegen. “Die eigentlichen Sachschäden machen inzwischen einen viel geringeren Anteil aus als die durch Betriebsunterbrechung verursachten Schäden”, sagt Hans-Jörg Mauthe, bei der Allianz-Industrieversicherungstochter AGCS für Mittel- und Osteuropa zuständig. “Das liegt unter anderem an den globalen Lieferketten. Eine Naturkatastrophe in Asien kann zur Folge haben, dass die Produktion in vielen europäischen Werken unterbrochen wird.”Vor allem die Autoindustrie – und damit deren Versicherer – leidet an einem speziellen Problem: die stetig steigende Zahl der Rückrufe. “Eine fehlerhafte Schraube, die entgegen der Spezifikation korrodiert, kann zum Rückruf von mehreren hunderttausend Fahrzeugen führen”, sagt Mauthe. Dies kann extrem teuer werden, etwa wenn ein Zulieferer mehrere Autohersteller mit dem identischen Produkt beliefert. Eine überschlägige Rechnung: Ein Werkstattbesuch schlägt pro Fahrzeug leicht mit 1 000 Euro zu Buche. Wird eine halbe Million Fahrzeuge zurückgerufen, bedeutet das Kosten von 500 Mill. Euro. Gestiegen sind aber auch die rechtlichen Risiken durch Entschädigungsklagen gegen Unternehmen und Manager. Aufgrund hoher Schäden in der Manager-Haftpflicht bieten die Versicherer weniger Kapazitäten an, berichtet Mauthe.