MDax-ETFs profitieren von der Dax-Reform

Höherbewertung durch zehn im Mid-Cap-Index enthaltene Aufsteigertitel - Für Dax-ETFs ändert sich wenig

MDax-ETFs profitieren von der Dax-Reform

Von Werner Rüppel, FrankfurtDie Würfel sind gefallen und die Änderungen der Deutschen Börse für den Dax und ihre Auswahlindizes stehen fest. So wird der Leitindex Dax ab September 2021 von 30 auf 40 Werte erweitert. Dafür wird der deutsche Mid-Cap-Index MDax von 60 auf 50 Werte verkleinert. Darüber hinaus hat die Deutsche Börse nicht zuletzt aufgrund des Pleite- und Betrugswerts Wirecard, der es bis in den Dax geschafft hatte, die Qualitätsanforderungen für den Leitindex erhöht. Zudem wird es ab März 2021 Bestandteil der Indexmethodologie sein, dass künftig alle Unternehmen in den Dax-Auswahlindizes testierte Geschäftsberichte und vierteljährliche Quartalsmitteilungen veröffentlichen müssen.Zusätzlich müssen alle Mitglieder der Dax-Familie den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex hinsichtlich eines Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat entsprechen. Das gilt für Neuzugänge ab März 2021, bestehenden Mitgliedern wurde eine Übergangsfrist bis September 2022 eingeräumt. Darüber hinaus müssen Unternehmen ab sofort für die Aufnahme in den Dax für die beiden zurückliegenden Geschäftsjahre ein positives Ebitda aufweisen.Doch was bedeutet dies alles für Fondsanleger? Für aktive Fonds, die in deutsche Aktien investieren, stellt die Ausweitung des Dax um zehn Werte eine interessante Investitionsgelegenheit dar. Schließlich erfahren Dax-Neulinge in der Regel in den Monaten vor Aufnahme in die erste Börsenliga eine Höherbewertung. Dies dürfte auch dieses Mal so sein. Niedrige Kosten bei Dax-ETFsFür ETFs stellt sich die Situation anders dar. Dort sind Produkte auf den Dax und die Dax-Indexfamilie durchaus beliebt (vergleiche Tabelle). Die ETFs auf den Dax weisen allesamt sehr niedrige laufende Kosten auf und es gibt neben thesaurierenden auch ausschüttende Varianten. Langfristig hat der Dax übrigens deutlich zugelegt: Fixiert wurde das Börsenbarometer per 1. Januar 1988 mit 1 000 Punkten, aktuell steht es bei 13 300 Zählern. Allerdings hat der Dax in den vergangenen Jahren deutlich weniger gewonnen als marktbreite US-Aktienindizes oder der Weltaktienindizes MSCI World. Schließlich sind die Reichmacher der letzten Jahre, die großen Technologiewerte wie Apple, Microsoft, Google, Amazon oder Facebook, natürlich nicht im deutschen Leitindex enthalten.Hinzu kommt, dass der Dax mit seinen bisher 30 Titeln und der Dominanz weniger Schwergewichte nicht breit gestreut ist. Nicht zuletzt aufgrund der Ausrichtung der deutschen Industrie ist der Index in hohem Maße zyklisch. Im Vergleich zu anderen marktbreiteren Aktienindizes wie zum Beispiel dem MSCI World ist der Dax daher riskanter.Auch hat sich der kleine Bruder des Dax, der MDax, in den vergangenen Jahren deutlich besser als der Dax geschlagen. Dazu trug nicht zuletzt bei, dass mehrere der einstigen großen deutschen Blue Chips wie die Autobauer, Bayer oder Deutsche Bank über Jahre geschwächelt haben. Auch hat die Kapitalmarktforschung belegt, dass kleine Werte auf Dauer große schlagen, so dass es sich lohnt, in Small und Mid Caps zu investieren. Übrigens gibt es auch mehrere ETFs auf den MDax oder auf deutsche Mid Caps wie das Produkt von Xtrackers auf den Mittelstand & Mid Cap Deutschland Index. Allerdings hat hier der FAZ-Index in den vergangenen Jahren nicht überzeugt und weist eine unterdurchschnittliche Performance auf.Was ändert sich nun durch die Reform? Für den Anleger in Dax-ETFs wenig. Die höheren Qualitätsstandards sind zu begrüßen, wenngleich Wirecard aufgrund seines niedrigen Gewichts im Dax die Performance des Leitindex kaum belastet hatte. Der Dax wird auch nach der Erweiterung auf 40 Titel maßgeblich durch wenige Schwergewichte bestimmt. Er wird also ein wenig verbreitert, doch seine Charakteristika bleiben erhalten. Kurzum: Der Dax bleibt der Dax.Rein technisch ist übrigens die Erweiterung des Dax von 30 auf 40 Titeln kein Problem, das betonen alle ETF-Anbieter. Für Anleger, die möglichst breit in den Aktienmarkt investieren wollen, bietet sich damit ein reines Dax-Investment auch künftig nicht an. Allerdings können Investoren gerade bei ETFs ein Dax-Engagement sehr leicht verbreitern und erweitern: zum Beispiel durch den Erwerb von ETFs auf den MDax oder andere Mid-Cap-Indizes sowie durch den Kauf von Produkten auf den marktbreiten US-Aktienindex S&P 500. Schub für den MDaxDurch die Dax-Reform dürfte sich eine besondere Gelegenheit beim MDax und entsprechenden ETFs ergeben. Denn dadurch, dass die zehn größten Werte dieses Index im September 2021 von der zweiten in die erste Liga aufsteigen werden, sollten sie eine Höherbewertung erfahren. Diese findet somit in den kommenden Monaten im MDax statt und könnte diesem zu einem wahren Schub verhelfen.Ist der MDax dann aber ab September 2021 von 60 auf 50 Werte reduziert, muss es sich zeigen, ob der Mid-Cap-Index weiterhin seinen großen Bruder Dax schlägt. Ohne seine zehn größten Werte kann dieser Aufsteigerindex zumindest für eine gewisse Zeit durchaus eine andere Charakteristik erhalten.