Essenslieferdienst

Delivery Hero steckt noch tief im Verlust

Der Essenslieferdienst Delivery Hero schreibt zwar inzwischen operativ schwarze Zahlen. Doch bis zu Nettogewinnen ist es noch ein weiter Weg. 2023 liefen 2,5 Mrd. Euro Jahresfehlbetrag auf.

Delivery Hero steckt noch tief im Verlust

Delivery Hero steckt noch tief im Verlust

2,5 Mrd. Euro Fehlbetrag im vergangenen Jahr – Essenslieferdienst hebt Umsatzprognose an

hek Frankfurt

Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat zwar auf operativer Ebene die Gewinnzone erreicht, schreibt aber unter dem Strich nach wie vor tiefrote Zahlen. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, türmte sich der Fehlbetrag im vergangenen Jahr auf knapp 2,5 Mrd. Euro. Bezogen auf den Konzernumsatz von 9,9 Mrd. Euro entspricht das einem Verlust von 24,8% – eine horrend hohe Rate. In Relation zum über die Plattform verkauften Bruttowarenwert (GMV) von 45,3 Mrd. Euro sind es immer noch 5,4 (2022: 7,0)%.

Essenslieferdienst hebt Umsatzprognose an

Zwischen dem adjustierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 254 Mill. Euro und dem Nettoverlust ohne Sonstiges (2,3 Mrd. Euro) liegt eine Differenz von gut 2,5 Mrd. Euro. Sie stammt den Angaben zufolge zum großen Teil aus Faktoren, die nicht cash-relevant sind, darunter Goodwill-Korrekturen (858 Mill. Euro) und Abschreibungen (485 Mill. Euro ohne Leasing).

In Summe machen diese Positionen 2,0 Mrd. Euro aus. Es bleiben allerdings 555 Mill. Euro, die sehr wohl zulasten der Cash-Position gehen, wie Zinsen, Steuern oder Beratungs- und Restrukturierungsaufwand. Selbst das ausgewiesene Ebitda liegt mit 2,4% des Bruttowarenvolumens noch tief im roten Bereich.

In das laufende Jahr ist Delivery Hero mit deutlichem Wachstum gestartet. Das über die Plattform abgesetzte Bruttowarenvolumen (GMV) legte im Vergleich zum Startquartal 2023 um 8,3% auf 12,1 Mrd. Euro zu. Der Gesamtumsatz der Segmente kam sogar um 21% auf 3,0 Mrd. Euro voran. Dahinter stehen Mehreinnahmen aus Service-, Abo- oder Liefergebühren sowie der wachsende Anteil des Geschäfts mit Supermarktartikeln. Vor diesem Hintergrund hebt das in Berlin ansässige Unternehmen die Jahresprognose für das Umsatzwachstum von bisher 15 bis 17% auf 18 bis 21% an. An der Börse kam das gut an. Die MDax-Aktie legte am Donnerstag im Handelsverlauf 9% zu.

Keine Angaben macht Delivery Hero zu dem um Sonderfaktoren bereinigten Ebitda im ersten Quartal. Diese Angaben veröffentlicht der Konzern nur halbjährlich. Zur Bruttogewinnmarge heißt es, diese sei um 60 Basispunkte auf 7,7% gestiegen. An der Jahresprognose von 725 Mill. bis 775 Mill. Euro Adjusted Ebitda hält das Management fest. Der GMV soll um 7 bis 9% zulegen. Zudem wird ein positiver Free Cashflow angestrebt.

1,8 Mrd. Euro Cash

Die Cash-Position beziffert Delivery Hero auf 1,8 Mrd. Euro auf Pro-forma-Basis. Im März hatte der Konzern eine Refinanzierung mit neuen Krediten festgezurrt und damit Spekulationen, dass eine Kapitalerhöhung notwendig werden könnte, zum Verstummen gebracht. Diese Gerüchte hatten sich daran entzündet, dass der Verkauf des defizitären Südostasien-Geschäfts der Tochter Foodpanda gescheitert war.

„Wir sind stark in das Jahr 2024 gestartet", sagt Firmenchef und Mitgründer Niklas Östberg laut Pressemitteilung. Man werde den Fokus auf profitables Wachstum und Cashflow-Generierung beibehalten. Damit einher gehen weitere Bereinigungen bei den sogenannten Dmarts, den kleinen Warenlagern für die schnelle Auslieferung von Supermarktartikeln. Delivery Hero betreibt jetzt noch 895 Dmarts, 17% weniger als vor einem Jahr. Das hochdefizitäre Geschäft soll sich bis Jahresende der Nulllinie auf Basis des bereinigten Ebitda annähern. Die spanische Tochter Glovo, ein anderer Verlustbringer, werde voraussichtlich im zweiten Halbjahr ein positives bereinigtes Ergebnis erzielen, teilt Delivery Hero weiter mit.

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