Betongold im Sturm

Studie: Halter müssen Immobilien resilienter gegen Klimawandel machen

Betongold im Sturm

Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf Immobilien. Investoren und Bestandshalter müssen schon heute handeln, um ihre Bestände zu sichern. Banken berücksichtigen die Folgen des Klimawandels bisher noch viel zu wenig. Regulatoren werden sie aber zwingen, dies zu tun.tl Frankfurt – Stürme, Hagel, schwere Schneefälle, Hochwasser, Waldbrände, Erdrutsche und Hitzewellen – all das hat in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich zugenommen und auch Immobilien stark in Mitleidenschaft gezogen. Diese Entwicklung werde sich beschleunigen und verschärfen, sagte Sven Bienert, Professor an der Irebs International Real Estate Business School der Universität Regensburg, bei der Vorstellung der Studie “Naturgefahren und Immobilienwerte in Deutschland”. Sie wurde auf Initiative von BF.direkt, einem Vermittler von Immobilienfinanzierungen, erstellt und ist kostenlos unter https://epub.uni-regensburg.de/44181/1/Heft_25.pdf abrufbar.Eine Antwort auf diese Bedrohung ist der Abschluss einer Elementarschadenversicherung – aber nicht nur gegen Sturm und Hagel, sondern auch gegen Hochwasser und Starkregen (erweiterte Naturgefahrenversicherung). Aber: “Versicherungsschutz ist relativ – und kann nur ein Teil der Reaktionsstrategie sein”, betont Bienert. Denn indirekte Schäden (wie Verluste aus Produktionsunterbrechungen) und Folgeschäden (wie Mietausfälle oder schnellerer Materialverschleiß) seien kaum oder gar nicht versicherbar, hätten in den vergangenen Jahren aber deutlich zugenommen.Entscheidend ist die genaue Prüfung des eigenen Immobilienbestandes auf Gefährdungspotenziale aufgrund der Lage, die zusammen mit der Anfälligkeit des Gebäudes und dessen Wert das zu erwartende Risiko darstellt. Basis einer Risikoanalyse können frei verfügbare Informationsquellen wie GIS-ImmoRisk Naturgefahren und Softwarelösungen wie Zürs sein. Bei der Standortprüfung können institutionelle Anleger ganze Regionen ausschließen, während den privaten mit einem oder wenigen Standorten meist nur bleibt, sich diesen genau anzusehen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen. SchutzmaßnahmenWie ein Eigentümer seine Immobilie vor Naturereignissen schützen kann, wird in der Studie eingehend erläutert. So helfen bei Hagel als Resilienzmaßnahmen kompakte Bauweisen und hohe Reparaturfähigkeit, bei Schäden durch Stürme widerstandsfähige und besonders verankerte Dachziegel und gegen Starkregen abgedichtete Mauerwerke zwischen Sockel und Bodenplatte sowie wasserundurchlässiger Beton.Steffen Sebastian, Professor für Immobilienfinanzierung an der Irebs, betonte, dass die tatsächlichen Auswirkungen des Klimawandels wichtiger sein werden als regulatorische Vorgaben. Als gefährdet durch den Klimawandel sieht Sebastian in erster Linie den langfristigen Beleihungswert an. “Je nach Resilienz der Immobilie wird es Zu- oder Abschläge bei den Zinsen geben.”Der Risikofaktor Klima werde viel zu wenig beachtet, beobachtet Francesco Fedele, Vorstandschef der BF.direkt, in der Finanzierungspraxis, obwohl das Klima den Immobilienstandort Deutschland stark verändern werde. “Wir müssen weiter in die Zukunft schauen und uns fragen: Was passiert in 30 oder 40 Jahren?”. In der Praxis der Immobilienfinanzierung könnten die Klimarisiken bisher nicht eingepreist werden. Die Abschläge auf Markt- und Beleihungswerte durch Klimarisiken bezifferte Bienert im Durchschnitt auf 3 bis 4 %. Sie könnten aber bei konkreten Risiken auch deutlich höher sein, warf Sebastian ein.Unsanierte Gebäude aus den 60er, 70er oder 80er Jahren und Bürogebäude ohne Klimatechnik seien heute aber entweder gar nicht oder nur noch mit Abschlägen zu verkaufen, stellt Fedele fest.