IM GESPRÄCH: WOLFGANG KÖHLER, DZ BANK

"Wir sehen eine sehr starke Dynamik"

Kapitalmarktvorstand über neue grüne Anleihe und die Entwicklung von Green und Sustainable Finance

"Wir sehen eine sehr starke Dynamik"

Wolfgang Köhler, Kapitalmarktvorstand der DZ Bank, sieht die Finanzmärkte klar auf dem Weg zu mehr Green und Sustainable in den nächsten Jahren. Er betrachtet das aber als einen mehrjährigen Prozess. Derzeit bring sein Haus den nächsten Green Bond. Der Zuspruch ist laut Köhler sehr rege – auch aus dem Verbund. Von Kai Johannsen, FrankfurtDie DZ Bank bringt in diesen Tagen ihren zweiten Green Bond an den Markt. Der Bond hat eine siebenjährige Laufzeit und kommt im Volumen von 250 Mill. Euro. “Wir sehen bei unseren Investoren, insbesondere auch im genossenschaftlichen Verbund, eine sehr gute Resonanz auf unseren zweiten Green Bond”, sagt Wolfgang Köhler, der bei der DZ Bank im Vorstand das Kapitalmarktgeschäft verantwortet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Es handelt sich um einen unstrukturierten Senior Non-Preferred Bond, also eine nichtnachrangige nichtbevorrechtigte Anleihe. Windkraft als AssetDie Erlöse aus der Anleihe werden laut Köhler referenziert auf ein Portfolio von Windkraftanlagen, die das Haus finanziert hat. Dies seien Projektfinanzierungen, und es seien auch Finanzierungen aus Übersee mit dabei. Konkret gehe es um Windkraftanlagen, die das Haus in den USA und auch in Kanada mitfinanziert habe. Die DZ Bank baut damit auf ihren Erfahrungsschatz aus dem ersten Bond auf. Auch jene Erlöse wurden seinerzeit auf Projektfinanzierungen referenziert, und es waren ebenfalls Windkraftanlagen, allerdings ausschließlich solche, die in Deutschland angesiedelt sind.Anleger werden laut Köhler genau nachvollziehen können, wie die Gelder aus der grünen Anleihe zugeordnet werden. “In diesem Punkt sind wir sogar ein wenig ,ahead of the curve'”, sagt Köhler. “Denn wir veröffentlichen bereits am Emissionstag und später dann auch jährlich einen sogenannten Allokationsbericht”, führt er weiter aus. Der Bericht sei auf der Internetseite der DZ Bank in deutscher und englischer Sprache abgelegt und könne somit von jedem interessierten Anleger eingesehen bzw. heruntergeladen werden. Damit sei denn auch nachvollziehbar, welche Aktivitäten die DZ Bank in diesem Bereich unternehme und wie sich das im Zeitablauf entwickele.Über die eigenen grünen Anleihen der DZ Bank hinaus betrachtet, beurteilt Köhler die Zukunft von Green und Sustainable Finance sehr optimistisch. “Wir sehen eine sehr starke Dynamik in diesem Marktsegment und das ja auch nicht erst seit gestern. Die Emissionsvolumina steigen seit Jahren an. Die Covid-19-Krise hat jetzt eine leichte Verschiebung in den Markt hineingebracht. So mancher Emittent geht nun mehr in die Richtung von Social Bonds und etwas weniger in die Richtung von Green Bonds. Uns ist allen im Markt bewusst, dass wir eine globale Verantwortung für Klima und Umweltschutz haben”, führt das Vorstandsmitglied weiter aus. Im Markt habe sich ein sehr großes Sentiment für diese Papiere etabliert. Das sei durch die aktuelle Krise gerade in Bezug auf soziale Aspekte noch stark gewachsen. “Das gibt den verlässlichen Grund zu der Annahme, dass diese Dynamik in den kommenden Jahren noch anhalten wird. Das Marktsegment wird weiter sehr stark wachsen. Green und Sustainable Finance wird das bestimmende Thema in den nächsten Jahren an den internationalen Finanzmärkten sein.”Durch die Covid-19-Krise hat das Segment insbesondere auch in Europa einen enormen Wachstumsschub erfahren. Das ist in der Krise sehr klar auszumachen. “Insbesondere der Faktor ,S` im Bereich von ESG-Anlagen hat einen erheblichen Bedeutungszuwachs bekommen”, sagt Köhler. ESG-Investments sind Anlagen, die einen Bezug zu Umweltthemen, sozialen Aspekten oder der Unternehmensführung aufweisen (Environment, Social, Governance). “Wir waren als DZ Bank auch innovativ, als wir im Frühjahr die erste Covid-Emission der Weltbank mit begleitet haben. Wir haben in der Folgezeit viele Social Bonds gesehen, was etwas zu Lasten der Green Bonds ging. Aber das kehrt sich mittlerweile auch schon wieder um”, sagt Köhler. Speziell in den vergangenen zwei bis drei Wochen habe es wieder einen großen Nachschub an Green Bonds im Markt gegeben. Die ursprünglichen Wachstumsraten seien somit auch wieder erreicht worden. “Die Krise hat in der Politik, aber auch insgesamt in der Öffentlichkeit das Bewusstsein, das ohnehin schon für diese Themen vorhanden war, nun nochmals deutlich geschärft”, ist sich Köhler sicher. “Thema liegt uns am Herzen”Die DZ-Bank-Gruppe verfügt laut Köhler seit vielen Jahren auch selbst über ein Nachhaltigkeitsrating. Dieses Rating ist von ISS Oekom. “Wir haben dort ein C+. Dies ist eines der besten Ratings, das bislang für Finanzinstitute vergeben wurde”, sagt Köhler. Sämtliche Gruppen innerhalb des DZ-Bank-Universums wurden laut Köhler in den vergangenen Jahren nachhaltig ausgerichtet. “Das gute Rating ist somit auch ein Ausdruck, dass wir es mit dem Thema Nachhaltigkeit seit Jahren ernst meinen und uns dieses Thema auch sehr am Herzen liegt”, führt er weiter aus. Das verleihe dem Institut auch Glaubwürdigkeit, wenn man grüne oder nachhaltige Anleihetransaktionen begleite und sich dann auch selbst nachhaltig ausrichte und das über ein entsprechendes Rating untermauern könne.Die DZ Bank unternimmt laut Köhler sehr viel im Bereich von Nachhaltigkeit. “Da kann man sich unser Immobilienportfolio beispielsweise ansehen. Wir achten dort seit vielen Jahren auf ökologische Aspekte. Das können zum Beispiel Dämmungen sein, die wir an den Gebäuden vornehmen, um die Energiebilanz zu verbessern.” Nachhaltigkeit spiegele sich natürlich auch in der Geschäftspolitik wider. Die DZ Bank sei ein großer Finanzierer von nachhaltigen Projekten. Da setze man bestimmte Filter vor, so dass auch manche Projekte schlichtweg nicht finanziert würden. “Wir halten uns zudem an die Regeln der Climate Bonds Initiative und arbeiten aktiv im Sustainable-Beirat des Finanzministeriums mit. Außerdem sind wir auch im Green Finance Cluster mit aktiv.” Auch die Green Bond Principles der ICMA, also die freiwilligen Prozessleitlinien für die Emittenten von Green Bonds, hat die DZ Bank anerkannt. Diese Principles gelten heute als internationaler Marktstandard für den Green-Bond-Markt. Auch der aktuelle Bond sei konform zu diesen ICMA-Principles emittiert worden. Noch ein langer WegViele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es noch fünf oder sogar zehn Jahre oder noch länger dauern wird, bis die Finanzmärkte komplett grün und nachhaltig sein werden. “Ich glaube, der Weg ist das Ziel”, sagt Köhler. Man werde wohl auch in den kommenden Jahren von rein grünen oder rein nachhaltigen Anleihen etwas wegkommen und mehr in die Richtung der Transformation gehen. “Wir bekommen dann vielleicht so etwas wie Transformationsbonds”, so Köhler. Viele Unternehmen, die heute noch braun sind, werden laut Köhler in den kommenden Jahren den Weg hin zu Green einschlagen. “Und diese Prozesse werden auf eine sehr lange Sicht angelegt sein. Wir alle wissen, wie schwierig es ist, Klimaziele zu erreichen im Verbund mit vielen Ländern. Das ist eine langjährige Aufgabe, die da vor uns liegt. Bis wir aber den kompletten Transformationsprozess mit allen Marktteilnehmern, Investoren und Unternehmen sowie Banken hin zu einer komplett grünen und nachhaltigen Finanzmarktwelt geschafft haben, werden ohne Zweifel noch mehr als zehn Jahre ins Land gehen”, prognostiziert Köhler.