SAP-Anleger fallen aus allen Wolken

Mittelfristziel wird Cloud-Fokus geopfert - 32 Mrd. Euro Börsenwert ausradiert

SAP-Anleger fallen aus allen Wolken

scd Frankfurt – Die Reaktion der Investoren auf die erste strategische Neuausrichtung unter CEO Christian Klein fiel krachend aus. Die SAP-Aktie stürzte am Montag um unglaubliche 22 % auf 97,50 Euro ab. Damit wurden mehr als 32 Mrd. Euro Börsenwert ausradiert. “Cloud und digitale Transformation wird von immer mehr Kunden nicht mehr als optional, sondern als absolutes Muss angesehen”, erklärt Finanzvorstand Luka Mucic den am Montag verkündeten beschleunigten Ausbau des Cloud-Geschäfts. Mitte des Jahrzehnts will Europas größter Softwarekonzern jährlich über 22 Mrd. Euro mit Diensten aus der Wolke erlösen. Das wären rund 61 % des erwarteten Konzernumsatzes.Allerdings kostet die neue strategische Ausrichtung zunächst operative Marge. Im neuen Mittelfristausblick ist von vier bis fünf Prozentpunkten bis 2023 die Rede. In der bis Sonntagabend gültigen Planung hatte SAP für 2023 noch eine Margenverbesserung um 500 Basispunkte gegenüber 2018 in Aussicht gestellt. Mit der neuen Prognose heißt es nahezu zurück auf Los. Erst nach 2023 verspricht Mucic, dass das Betriebsergebnis wieder deutlich schneller wächst als der Umsatz.Der Zwischenbericht zum dritten Quartal, den SAP zeitgleich mit der Mittelfristprognose vorlegte, hatte ebenfalls Enttäuschungen parat. So kletterte ausgerechnet der Cloud-Umsatz mit währungsbereinigt 14 % so langsam wie lange nicht mehr. Der Softwarekonzern schraubte daraufhin die Umsatzziele für 2020 sowohl in der Cloud als auch auf Konzernebene zurück.Allerdings ging das schwächere Wachstum mit Softwarediensten aus der Wolke nicht auf eine geschrumpfte Nachfrage zurück, sondern laut Mucic vor allem auf ausbleibende transaktionsabhängige Erlöse – etwa mit der Spesenabrechnungssoftware Concur, die in der aktuellen Krise deutlich weniger benötigt wird. Angesichts der Pandemieentwicklung geht SAP davon aus, dass sich daran vorerst nichts ändert, und senkte den Ausblick. Bei der Tochter Qualtrics, die aktuell ihren Börsengang vorbereitet, lief es mit 31 % Wachstum im Cloud-Umsatz und noch höherem Zuwachs im Auftragseingang dagegen rund. – Nebenstehender Kommentar Berichte Seite 7