KommentarRun-off-Geschäft

Bei Athora und Axa knirscht es mächtig

Der geplatzte Deal zwischen Athora und Axa steht für die Krise des eigenständigen Abwicklungsgeschäfts von Lebensversicherungsbeständen in Deutschland. Eine Wachstumsstory ist da nicht erkennbar.

Bei Athora und Axa knirscht es mächtig

Lebensversicherung

Da knirscht es mächtig

Von Thomas List

Das Modell des spezialisierten Abwicklers von Lebensversicherungsbeständen hebt in Deutschland nicht ab. Daran dürfte sich auf absehbare Zeit nichts ändern.

Ein neuer Chef im Unternehmen steht häufig für Aufbruch. Es soll besser, zumindest aber anders werden. So war es auch bei Immo Querner, als er Ende August 2023 zum CEO des Abwicklungsspezialisten Athora Deutschland ernannt wurde. Mit dem erfahrenen Versicherungsmanager – er war 14 Jahre Finanzvorstand der Talanx AG – und Isabella Pfaller als Chief Financial Officer (CFO) sollte das Managementteam so gestärkt werden, dass es die Übernahme des Lebensversicherungsportfolios der früheren DBV-Winterthur (jetzt Axa Deutschland) erfolgreich abschließen kann, wie es damals in der Pressemitteilung hieß.

Daraus wird nun nichts. Also zuerst aus der Übernahme des Portfolios, die am Donnerstagabend von beiden Vertragsparteien einvernehmlich, wie es hieß, abgeblasen wurde. Wird nun auch aus der Stärkung des Managementteams nichts? Es sieht jetzt eher nach einer Schwächung aus. Denn es ging ja nicht nur um diese Übernahme, die der Aufsichtsratsvorsitzende noch im August des Vorjahres als „zukunftsweisende Transaktion“ bezeichnete. Die jetzt geplatzte Transaktion stand ja auch für das weitere Wachstum von Athora Deutschland. Umso mehr, als die Mutter Athora Holding noch über Eigen- und Fremdkapital von bald 4 Mrd. Euro verfügt, das – endlich – eingesetzt werden soll.

Das muss nicht unbedingt in Deutschland sein. Schließlich ist Athora in der Erstversicherung auch noch in Belgien, den Niederlanden und in Italien aktiv. Dort gibt es zwar einzelne Abschlüsse. Die großen Wachstumsbooster sind aber auch dort nicht erkennbar.

Querner dürfte sich schwertun, Ersatz für das Axa-Geschäft zu finden. Denn bei solchen Übernahmen muss ja immer auch die Aufsicht mitspielen. Zwar dürfte es dieses Mal nicht an ihr gelegen haben. Aber dass die Skepsis der BaFin gegenüber den Run-off-Geschäften gewachsen ist, ist bekannt. Das betrifft zwar überwiegend den Athora-Wettbewerber Viridium, der durch das Verhalten seines Großaktionärs Cinven und frühere IT-Probleme in Ungnade gefallen ist.

Doch ist der Beweis bisher nicht erbracht, dass die Run-off-Spezialisten effizienter wirtschaften können als zum Beispiel eine gesonderte Einheit des bisherigen Bestandhalters. Setzt sich diese Ansicht durch, könnte die eigenständige Abwicklung ein Nischengeschäft bleiben. Querner müsste jetzt schnell Ersatzgeschäft akquirieren. Es ist aber weit und breit nicht zu sehen.

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