WERTBERICHTIGT

Politische Entscheidung

Börsen-Zeitung, 19.9.2020 Überraschend schnell hat sich die London Stock Exchange (LSE) dazu entschlossen, mit Euronext in Exklusivverhandlungen über den Verkauf der Mailänder Börse einzutreten. Doch London wollte eine schnelle Lösung, und Italiens...

Politische Entscheidung

Überraschend schnell hat sich die London Stock Exchange (LSE) dazu entschlossen, mit Euronext in Exklusivverhandlungen über den Verkauf der Mailänder Börse einzutreten. Doch London wollte eine schnelle Lösung, und Italiens Regierung, die einen Verkauf mit einem Veto blockieren kann, übte massiven Druck zugunsten von Euronext aus. Das dürfte insbesondere daran ließen, dass die Mehrländerbörse mit der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und der Bank Intesa Sanpaolo wichtige italienische Partner an Bord genommen hat. Es stimmt äußerst bedenklich, dass politische Erwägungen den Ausschlag geben und sich Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri schon für Euronext ausgesprochen hat, als er die Vorschläge der Kandidaten gar nicht kennen konnte. Rom greift immer stärker in das Wirtschaftsgeschehen ein. Ausländische Investoren werden sich zehnmal überlegen, ob sie in Italien investieren wollen. Es wäre interessant zu sehen, was passieren würde, wenn Six oder die Deutsche Börse ihr Angebot aufbessern sollten. bl