Verbandspräsident Matthias Dießl

Sparkassen in Bayern wollen zurück in die Offensive

Die Sparkassen in Bayern wollen ihre Marktrelevanz erhöhen und setzen dabei auf eine höhere Kundenzufriedenheit. Dies erklärt der neue Sparkassenpräsident des Freistaats, Matthias Dießl, im Interview. Auch die Attraktivität als Arbeitgeber soll gesteigert werden.

Sparkassen in Bayern wollen zurück in die Offensive

Sparkassen in Bayern wollen zurück in die Offensive

Neuer Präsident Dießl setzt wegen des Fachkräftemangels verstärkt auf KI

mic München
Interview Seite 6

Die Sparkassen wollen ihre Marktanteile in Bayern ausbauen. „Wir rücken die Kundenzufriedenheit wieder stärker in den Mittelpunkt“, sagte Matthias Dießl im Interview der Börsen-Zeitung. Der neue Präsident des Sparkassenverbands Bayern erklärte, in der Vergangenheit hätten die Kreditinstitute viel Zeit und Ressourcen in regulatorische Themen stecken müssen. Nun wollten sich die Institute auf das Wesentliche konzentrieren: „Eine hohe Kundenzufriedenheit führt automatisch dazu, eine gewisse Marktrelevanz und Stabilität zu halten und auszubauen.“

Dießl beobachtet, dass alle anderen Wettbewerber versuchten, an den Marktanteilen der öffentlich-rechtlichen Institute zu knapsen. So sei der Marktanteil in der Baufinanzierung in den vergangenen fünf Jahren um 0,6 Prozentpunkte auf 33,6% gesunken. Allerdings habe man auch an anderer Stelle gewonnen.

In Anlehnung an die neue Geschäftsstrategie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands will Dießl zudem die Sparkassen als Arbeitgebermarke bei Beschäftigten attraktiver machen. Die demografiebedingte Fachkräfteknappheit könnte sonst zu einer Lücke von knapp 7.000 nicht besetzten Arbeitsplätzen führen, sagte er. Allerdings würden die Sparkassen die Abgänge nicht nur über neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgleichen können. Daher arbeite man daran, wo und wie man künstliche Intelligenz sinnvoll einsetzen könne, um Effizienzgewinne zu realisieren.

Der Sparkassen-Präsident in Bayern bekräftigte, dass die Institute gezielt Frauen fördern wollen. 62% der Belegschaft seien weiblich, aber der Anteil der Frauen in den Führungsebenen betrage nur 22%.

Zusammenschlüsse von Spitzeninstituten der Gruppe stehen nach Beobachtung von Dießl nicht an. Nach der Fusion zur LBS Süd könne es irgendwann einen Schritt weitergehen: „Aber das ist nichts, das im nächsten oder übernächsten Jahr passieren muss.“ Er stimmte der Beobachtung zu, dass der Freistaat als Mehrheitseigentümer die BayernLB nicht in eine Fusion führen werde. Wenn sich etwas für die Versicherungskammer ergebe, denke man darüber nach: „Aber im Moment steht nichts an.“

Dießl hofft, dass sich das Zinsergebnis mindestens bei 1,7 bis 1,8% der durchschnittlichen Bilanzsumme einpendelt. Vor der Niedrigzinsphase hätten die Sparkassen noch mehr als 2% erwirtschaftet, sagte er. Die Institute seien gut gewappnet, um mit mehr Kreditausfällen zurechtzukommen. Im Moment sei das Neugeschäft mit Unternehmen noch leicht rückläufig: „Insgesamt gehen wir davon aus, dass wir beim Betriebsergebnis leicht unter dem – wirklich guten – Niveau des Jahres 2023 liegen werden.“

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