KommentarUBS

Bank am Scheideweg

Die UBS hat die Möglichkeit, den Weg zur erfolgreichen Integration der Credit Suisse zum eigentlichen Ziel zu erklären. Ein Kulturwandel und Fokus auf langfristige Ziele könnten die Bank stabiler machen und Krisen vorbeugen.

Bank am Scheideweg

UBS

Einmalige Chance

Von Daniel Zulauf

Die UBS sollte sich mehr mit den vielen wertvollen Erfahrungen auseinandersetzen, die sie gerade sammeln kann, statt unverwandt auf finanzielle Ziele in weiter Ferne zu fokussieren.

Der Weg ist das Ziel: Zugegeben, die Gesetzmäßigkeiten des globalen Wettbewerbs der Kreditwirtschaft sind nicht einfach in Linie mit der Lehre des Konfuzius zu bringen. Aber man kann sich leicht vorstellen, dass der Berufsalltag eines Bankers glücklicher und erfolgreicher wird, wenn es ihm gelingt, in der ewigen Quartalsperformance einen intrinsischen Sinn zu entdecken. Im Gegensatz dazu vermitteln die UBS und ihr CEO Sergio Ermotti nach jeder Etappenankunft den Eindruck, als gäbe es nur den Gipfel als Ziel. Dabei liegt dieser in Gestalt einer Eigenkapitalrendite von 15% nicht nur in weiter Ferne (aktuell sind es knapp 10%), auch der kaum zu überbietende Abstraktionsgrad der Zahl ist wenig motivierend.

Weltweit einmaliges Vorhaben

Dabei böte sich der UBS nun die einmalige Chance, schon den Weg zu einer erfolgreichen Integration der Credit Suisse zum eigentlichen Ziel zu erklären. Tatsächlich hätte die Großbank allen Grund, ihren wichtigsten Anspruchsgruppen klarzumachen, dass sie gerade ein weltweit einmaliges Vorhaben umsetzt. Es wird den gängigen Leistungsmaßstäben, wie man sie in den Kapitalmärkten kennt, gar nicht gerecht werden können. Nicht nur werden hier zum ersten Mal zwei global systemrelevante Banken zusammengeführt, damit daraus ein für das Finanzsystem stabileres und für die Kunden sichereres Gebilde entstehe. Vielmehr sagt die UBS auch zu Recht von sich, dass die Welt noch nie eine universellere Bank, als sie es ist und noch werden wird, gesehen habe. Was diese Bank, die ihr neues Selbstverständnis noch entwickeln muss, auf ihrem Weg in die Zukunft noch alles erfahren wird, kann niemand wissen.

Befremdliche Unterordnung

Es mutet darum befremdlich an, wenn die Summe dieser wertvollen Erfahrungen, wie sie die Bank mit ihren Kunden, Mitarbeitenden, Kapitalgebern und Regulatoren gerade sammelt, einem ohnehin beweglichen und einigermaßen willkürlichen Eigenkapitalziel in ferner Zukunft untergeordnet wrrd. Die UBS wäre gut beraten, weniger auf die längerfristigen finanziellen Ziele zu fokussieren und stattdessen mehr die Chancen eines Kulturwandels in den Vordergrund zu stellen. Eine Erkenntnis lässt sich längst nicht mehr negieren: Die globale Kreditwirtschaft ist in den vergangenen zwanzig Jahren anfälliger für Krisen geworden, weil sie sich auch aus offensichtlich ungesunden Wettbewerbssituationen nicht heraushalten kann. Die Chance hat die UBS, sie sollte sie ergreifen.

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