KommentarFörderkredite in der Landwirtschaft

Rentenbank strebt Konsens mit der Gießkanne an

Für einen nachhaltigen Wandel der Landwirtschaft will die Politik die Bauern mit vergünstigten Darlehen einbinden. Der Rentenbank kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die Erfolgschancen sind fraglich. Aber einen Versuch ist es wert.

Rentenbank strebt Konsens mit der Gießkanne an

Rentenbank

Konsens
mit der Gießkanne

Von Jan Schrader

Ökologischer Landbau, regionale Lebensmittel, Fotovoltaikanlagen und natürlich mehr „Tierwohl“ – mit dieser Agenda tritt die Politik auf die Landwirte zu. Keine leichte Aufgabe: Die meisten Landwirte blicken argwöhnisch nach Berlin. Was tun?

Die Lösung heißt: mehr Geld. Mit verbilligten Darlehen will die Landwirtschaftliche Rentenbank als bundesweit agierende Institution die Landwirte für zahlreiche Vorhaben gewinnen. „Zukunftsfelder im Fokus“ lautet die aktuelle Agenda: Die Förderbank finanziert hier bisher vor allem eine regionale Lebensmittelproduktion, sie unterstützt aber auch gezielt Frauen als Hofnachfolgerinnen und Gründerinnen oder eine umweltschonende Landbewirtschaftung. Als neuestes Programm kommen Kredite für Tierställe hinzu, um die schlimmen Zustände in der Massentierhaltung zumindest zu einem kleinen Teil zu lindern. Es tut sich etwas. Der Zeitgeist prägt die Förderpolitik.

Ob der Konsens mit der Gießkanne aufgeht, muss sich zeigen. Die Summe ist klein: 80 Mill. Euro reichte die Bank für diese Programme im Jahr 2023 aus, gerade einmal 8 Mill. Euro kamen im ersten Quartal hinzu. Aber das Symbol hat einen Wert: Im Verwaltungsrat der Bank sitzt Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied an der Spitze, während Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) die Vizerolle einnimmt. Auch weitere Vertreter der Landwirtschaft überwachen die Rentenbank. Das Institut braucht also auch den Segen der Landwirtschaft. So bindet es die Berufsgruppe ein.

Aber das Vorhaben bleibt politisch heikel: Die Bauernproteste zu Jahresbeginn waren gegen eine Kürzung der Subvention für Agrardiesel gerichtet, doch der Unmut der Landwirte reicht tiefer. Die Branche ist von Strukturwandel und Unsicherheit geprägt, auf Kritik an der industriellen Landwirtschaft reagiert die Berufsgruppe empfindlich. Die Förderbank soll als politisch geprägte Institution einen Konsens erleichtern. Ob es gelingt? Einen Versuch ist es wert. Ein nachhaltiger Wandel ist mit Zustimmung der Landwirte leichter als ohne.

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