Watschn für den Standort China
Geschäftsklima
Watschn für den Standort China
Von Norbert Hellmann
Die neue Geschäftsklima-Umfrage der Europäischen Handelskammer in China ist erhellend. EU-Firmen schrauben ihre Ambitionen für den China-Auftritt und damit ihre Investitionsbereitschaft vor allem deshalb zurück, weil ihre Umsatz- und Ertragschancen im weltgrößten Binnenmarkt von Pekings wirtschaftspolitischen Weichenstellungen kompromittiert werden. Es geht weniger um Dauerreizthemen wie Ungleichbehandlung, Marktöffnungsdefizite und geopolitische Risiken, die eine Neugewichtung von Investitionspräferenzen bedingen. Vielmehr lässt ein nüchternes betriebswirtschaftliches Kalkül China als Top-Destination für ausländische Investoren an Attraktivität verlieren.
Unspektakuläre Margen
Nur noch ein Drittel der Unternehmen kommt im China-Geschäft auf höhere Margen als im globalen Durchschnitt ihrer Aktivitäten. Vor drei Jahren war es mehr als die Hälfte. Aus der neuen Erhebung ragen zwei weitere Umfragewerte hervor. Der Anteil der Unternehmen, die China als Top-Destination für künftige Investitionen ansehen, hat sich zwischen 2021 und 2024 von 27 auf 13% halbiert. Binnen nur eines Jahres ist der Anteil der Befragungsteilnehmer, die die konjunkturelle Dynamik als wichtigsten Sorgenfaktor im China-Geschäft ansehen, von 36 auf 55% angeschwollen.
Problematisches Wachstumsrezept
Für Peking ist ein Wirtschaftswachstum von wieder mehr als 5% Beweis genug, dass China als Markt mit besonderen Expansionschancen für ausländische Akteure nichts an Glanz verloren hat. Das Problem liegt aber im Rezept zur Wirtschaftsankurbelung. Sie ist in erster Linie einem Investitionsschub für Industriekapazitäten geschuldet, für die es nicht genügend Binnennachfrage gibt. Daraus resultiert eine seitens EU und USA heftig kritisierte Exportschwemme.
Ausländische Firmen in China ziehen daraus keinen Vorteil. Ihre Geschäftsaussichten verbessern sich, wenn das Wachstum von einem stärkeren Binnenkonsum angetrieben wird. Chinas postpandemisches Wachstumsmodell nährt nicht nur handelspolitische Konflikte mit dem Westen, sondern vermindert auch die Standortattraktivität. Das ist schon eine ziemliche Ohrfeige.