FONDSMANAGEMENT

Zu viel Wirbel um Wirecard

Die Wette auf Wirecard ging nicht auf: Mehrere Deutschlandfonds der DWS, aber auch einige Produkte von Union Investment haben die Aktie des umstrittenen Zahlungsdienstleisters nach jüngsten Daten hoch gewichtet. Damit sehen die Häuser schlecht aus,...

Zu viel Wirbel um Wirecard

Die Wette auf Wirecard ging nicht auf: Mehrere Deutschlandfonds der DWS, aber auch einige Produkte von Union Investment haben die Aktie des umstrittenen Zahlungsdienstleisters nach jüngsten Daten hoch gewichtet. Damit sehen die Häuser schlecht aus, nachdem der Dax-Neuling den Verdacht auf Bilanzierungsverstöße mit einer Untersuchung durch KPMG aus Sicht der Anleger nicht aus der Welt schaffen konnte und der Kurs an der Börse in die Tiefe stürzte. Konzernschreck Ingo Speich, im Dienste des Sparkassenhauses Deka Investment für Nachhaltigkeit und Corporate Governance zuständig, fordert schon den Rücktritt von Wirecard-Chef Markus Braun. Jeder Investor, der zuvor auf das Unternehmen gesetzt hat, sieht plötzlich alt aus. “Hat sich die Union Investment bei Wirecard verspekuliert?”, fragt etwa der Newsletter “Finanz-Szene”.Ungewissheit gehört an der Börse zum Spiel. Der jüngste Kursrutsch von Wirecard ist Ausdruck dafür, dass das Verdikt der Wirtschaftsprüfer von Außenstehenden so kaum erwartet worden war. Märkte lassen sich kaum vorhersehen. Ab und zu tut das weh. Ein Zeichen für mieses Fondsmanagement ist ein derartiger Fehlgriff daher nicht – im Gegenteil. Aktive Fondsmanager sollen ein Wagnis eingehen und sich bei der Auswahl der Aktien festlegen. Natürlich geht das in Einzelfällen schief, die Börse ist geprägt von unvorhersehbaren Ereignissen. Daher sollte sich Kritik am Fondsmanagement nicht auf die Auswahl bestimmter Titel fokussieren. Wichtig ist vielmehr die langfristige Entwicklung und die Stringenz der Entscheidungsprozesse. Immerhin können einige der Fonds, die nun wegen ihres Investments in Wirecard-Aktien in der Kritik stehen, auf lange Sicht eine solide Entwicklung vorweisen, etwa der “Uniglobal” und der “DWS Aktien Strategie Deutschland”.Wenn Anlegerschützer und Aufseher die Qualität des aktiven Managements betrachten, spießen sie weniger Fonds mit auffälliger Gewichtung auf, sondern kritisieren vor allem marktnah agierende Produkte – aus gutem Grund. Denn aktiv verwaltete, aber indexnahe Fonds braucht angesichts günstiger Indexfonds kein Mensch. Es ist daher wichtig, dass sich Fondsmanager etwas trauen. Die größten Schwachstellen im Fondsgeschäft liegen aus Anlegersicht ohnehin nicht im Management der Fonds, sondern in der Beratung und in den Kosten. Interessenkonflikte im provisionsbasierten Vertrieb und mangelndes Gespür für Kosten sind für den Anlageerfolg viel größere Hindernisse. Kein Wirbel also um Wirecard!