Coronavirus crasht den Automarkt

Deutsche Neuzulassungen fallen um 38 Prozent - Italien, Frankreich und Spanien verlieren über zwei Drittel

Coronavirus crasht den Automarkt

Die Coronavirus-Pandemie hat den europäischen Automarkt im März nahezu zum Erliegen gebracht. Muten die deutschen Neuzulassungen mit einem Minus von 38 % schon katastrophal an, kamen die Rückgänge in Italien, Frankreich und Spanien mit 69 bis 85 % einem Kollaps gleich. Für den April sind die Aussichten sogar noch düsterer. scd Fankfurt – Die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie hat den europäischen Automarkt praktisch vollständig zum Erliegen gebracht. In Spanien sanken die Neuzulassungen um 69 %, in Frankreich um 73 % und in Italien sogar um 85 %. Dagegen nahm sich das dennoch historische Tief am deutschen Automarkt noch weniger dramatisch aus. Die Neuzulassungen im März stürzten im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 38 % auf rund 215 000 Personenkraftwagen zurück. Experten erwarten für den April noch einmal einen deutlich stärkeren Rückgang bei den Neuzulassungen auch hierzulande. “Es ist kaum zu erwarten, dass sich die Situation im April bessert – im Gegenteil: Selbst wenn es im Lauf des April dazu kommen sollte, dass die Autohäuser – mit gewissen Einschränkungen – wieder öffnen dürfen und auch die Zulassungsstellen wieder ohne größere Einschränkungen arbeiten, werden die Kunden in der aktuellen Lage nicht in die Autohäuser strömen”, ist EY-Partner Peter Fuß sicher. Aufgrund der Werkschließungen bei den Autokonzernen werde zudem der Nachschub an Neuwagen ausbleiben.”Auf den Höfen der Autohändler stehen aufgrund der verordneten Schließung der Showrooms und des eingeschränkten Betriebes vieler Zulassungsstellen derzeit zahlreiche Fahrzeuge, die vorfinanziert, aber derzeit unverkäuflich sind”, beobachtet Fuß. “Es würde enorm helfen, den Händlern wenigstens zu ermöglichen, diesen Bestand abzuarbeiten und so gebundenes Kapital frei zu machen.” Allerdings kämpfen diese nicht nur mit der Schließung der Handelsfilialen, sondern auch noch mit teils geschlossenen Zulassungsstellen. Risikoübernahme statt RabattAutoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Institute for Customer Insight der Universität St. Gallen hat in der monatlichen Analyse der Autorabatte für März ein unverändert niedriges Verkaufsförderungsniveau zum Vormonat festgestellt. Allerdings sei das auch kaum verwunderlich. “Wer keine Autos verkaufen kann, braucht auch keine Verkaufsförderung.” Aber auch für die Zeit, wenn die Autohäuser wieder öffnen dürfen, rät der Branchenexperte nicht zu den klassischen Rabattaktionen. Für die Nachfragebelebung und Verkaufsförderung in den kommenden Monaten werde es wichtiger sein, den potenziellen Autokäufern wirtschaftliche Risiken – sprich längerfristige Bindungen – bei Kauf oder Finanzierung/Leasing abzunehmen. “Derzeit steht nicht das Schnäppchen im Vordergrund, sondern die Ungewissheit durch Corona”, so Dudenhöffer. Deshalb seien etwa “kurzfristige Laufzeiten von Verträgen – so wie beim Car-Abo – oder mögliche vorzeitige Rückgabe-Optionen etwa bei Jobverlust” wesentlich. Die klassischen Autobauer hätten hier erheblichen Nachholbedarf.Auch Fuß hält angesichts der Coronavirus-Pandemie eine V-förmige Erholung im Markt für unrealistisch. Im günstigsten Fall werde der Rückgang beim Autoabsatz in Deutschland 2020 bei 15 % liegen – “aber auch deutlich stärkere Einbußen sind absolut möglich.” Auch rechnet er selbst nach Lockerungen der derzeitigen Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung mit einer längeren Zurückhaltung von privaten und gewerblichen Kunden bei größeren Anschaffungen.Trotz des deutlichen Absatzeinbruchs im März legte die Zahl der verkauften Autos mit alternativen Antrieben deutlich zu. Der Absatz an Hybriden stieg um 62 % auf 28 735 Fahrzeuge. Darunter waren mit 9426 Plug-in-Hybriden gut dreimal so viele wie ein Jahr zuvor. Der Absatz rein batterieelektrisch betriebener Pkw zog um 56 % auf 10 329 an. Damit stieg der Anteil von Hybrid- und elektrisch angetriebenen Autos auf rekordhohe 18 % der Neuzulassungen. Zugleich halbierte sich die Zahl der neu verkauften Benziner (- 48 %) nahezu. Der Diesel-Absatz brach um 39,3 % ein. Durch die Veränderung im Neuzulassungsmix sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß um 4,9 % auf 149,0 g/km.